Mittwoch, 23. Oktober 2013

Lewandowski eiskalt - BVB siegt bei Arsenal!

Borussia Dortmund hat das als "absoluten Härtetest" ausgerufene Topspiel erfolgreich beendet. Der BVB siegte am 3.Spieltag der Gruppenphase der Champions League mit 2:1 beim FC Arsenal London und hat die Tür zum Achtelfinale weit aufgestoßen. Vor 60.000 Zuschauern im ausverkauften Emirates-Stadium war Robert Lewandowski mit einer Torvorlage und dem Siegtreffer der Matchwinner der Schwattgelben.

Mit Zeljko Buvac an der Seitenlinie in Vertretung des letztmals "Innenraum-gesperrten" Jürgen Klopp begann der BVB mit drei Änderungen in der Startelf gegenüber der Bundesliga-Partie gegen Hannover 96. Mats Hummels, Marcel Schmelzer und Jakub Blaszczykowski ersetzten Sokratis, Erik Durm und Pierre-Emerick Aubameyang. Bei Arsenal begann neben den beiden deutschen Nationalspielern Özil und Mertesacker überraschend auch der Ex-Dortmunder Tomas Rosicky anstelle des Spaniers Santi Cazorla.
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DER BVB-WOCHENRÜCKBLICK   -   JEDEN MONTAG AN DIESER STELLE
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Gegen die von Beginn an überraschend sehr passiv agierenden "Gunners" nahm der BVB von der ersten Minute an das Zepter in die Hand und dominierte die Londoner fast nach Belieben. Jedoch konnte Borussia die fast erdrückende Überlegenheit nicht dazu nutzen, torgefährlich vor das Tor der Gastgeber zu kommen. Zwar agierte Borussia gewohnt aggressiv gegen den Ball und spielte auch schnell und mit Zug zum Tor - doch die letzten entscheidenden Pässe waren zu ungenau oder blieben in der vielbeinigen Arsenal-Deckung hängen. Durch eine Unachtsamkeit von Ramsey fanden die Schwattgelben dann aber in der 16. Minute dennoch die entscheidende Lücke. Reus, der den Ball zuvor an Ramsey verloren hatte, erkämpfte sich das Leder zurück und passte an der Strafraumgrenze zu Lewandowski. Der Pole leitete direkt weiter zu Mkhitaryan. Und der Armenier schoß trocken zum 1:0 für den BVB ein.

Mkhitaryan trifft zum 1:0 für den BVB (Foto: kicker)
Dortmund bestimmte daraufhin weiter das Spiel, ließ aber mit zunehmender Spieldauer die Zügel etwas schleifen. Arsenal witterte dadurch Morgenluft und übernahm nach ca. einer halben Stunde mehr und mehr die Initiative. Die immer mehr nachlassenden Borussen brachten sich durch individuelle Fehler nun immer mehr selbst in Bedrängnis und luden Arsenal förmlich zum Ausgleich ein. Hummels vereitelte in dieser Phase die größte Chance Arsenals, als er einen Schuß des starken Rosicky von der Torlinie kratzte. Eine Flanke durch Sagna von der linken Defensivseite des BVB führte dann schließlich zu einem folgenschweren Missverständnis zwischen Subotic und Weidenfeller. Giroud nutzte die Gunst der Stunde und traf zum mittlerweile verdienten Ausgleich der "Gunners".

Nach dem Seitenwechsel fehlte beiden Mannschaften zunächst der Mut, die Initiative zu ergreifen. Beide Teams waren vornehmlich auf Ballsicherung bedacht und das Spiel verflachte mehr und mehr. Mit der Hereinnahme von Santi Cazorla für Wilshere kam dann aber nach gut einer Stunde Spielzeit mehr und mehr Zug in die Aktionen der Londoner, die nun wieder aufs Gaspedal drückten und auf den Führungstreffer drängten. Weidenfellers Tor aber geriet nur einmal durch Santi Cazorla ernsthaft in Gefahr, der jedoch in der 76. Minute mit einem fulminanten Fernschuß nur das Aluminium des BVB-Tores traf. Arsenal gelang es nun ebenso wenig wie dem BVB in der ersten Halbzeit, die eigene Dominanz in echte Torgefahr umzumünzen.

Lewandowski vollstreckt eiskalt und direkt zum 2:1 (Foto: kicker)
Als man als Zuschauer mehr und mehr das Gefühl bekam, daß die "Gunners" in der Schlußphase nochmal zuschlagen würden, schlug in der 82. Minute die große Stunde von Robert Lewandowski. Der Pole, der sich zuvor in vielen Zweikämpfen mit meistens mehreren Gegenspielern gleichzeitig regelrecht aufrieb, luchste in der eigenen Hälfte den Londonern das Leder ab und paßte zu Aubameyang. Der kurz zuvor eingewechselte Gabuner spielte direkt weiter auf den rechten Flügel zu Kevin Großkreutz, der mit einer echten Sahneflanke den zwischenzeitlich in den Gästestrafraum geeilten Lewandowski mustergültig bediente. Der Pole vollstreckte die perfekte Vorarbeit mit einer eiskalten Direktabnahme zum vielumjubelten Führungstor des BVB.

Anschließend brachte Borussia den Vorsprung gegen die spürbar geschockten Engländer routiniert und abgeklärt über die Zeit und stieß das Tor zum Achtelfinale mit diesem insgesamt glücklichen, aber nicht unverdienten Sieg weit auf!

FAZIT

Der Sieg beim FC Arsenal könnte ein Schlüsselspiel des BVB für den weiteren Verlauf der Saison nicht nur in der Champions League gewesen sein. Borussia bewies in einer mental schwierigen Situation absolute Nervenstärke. Eine Niederlage in London wäre fast schon einem vorentscheidenden K.O. in der "engen" Gruppe F gleichgekommen. Die Selbstverständlichkeit, mit der die Schwattgelben von Beginn an das Spiel in der "Höhle des Löwen" zu bestimmen versuchten, spricht für das mittlerweile verinnerlichte Selbstvertrauen und das eigene Anspruchsdenken der sich immer weiter und positiv entwickelnden Mannschaft. Das arrogante "Mia san mia"-Gehabe des großen bayrischen Rivalen hat Borussia dabei zum Glück nicht nötig, um eigene Stärke zu demonstrieren. In London trat die Mannschaft in einer beispielhaften Geschlossenheit auf, die keinen Platz lässt für die typischen individuellen Eitelkeiten des bayrischen Star-Ensembles.
Dabei sollte man dennoch nicht unterschlagen, daß auch in London nicht alles Gold war, was am Ende in Form von drei Punkten glänzte. Verbessern muß der BVB dringend die Genauigkeit und Zielstrebigkeit in ihren Offensiv-Aktionen nach Balleroberung. Zu oft bringt sich die Borussia durch "schlampige" Abspiele selbst um den Lohn harter Arbeit.

Ex-Borusse Rosicky gegen "Kuba" Blaszczykowski (Foto: kicker)
Auch wenn es im eigenen Strafraum das ein oder andere Mal lichterloh brannte, sind dagegen Fortschritte im gesamten Defensivverhalten unverkennbar. Borussia ließ insgesamt nur drei wirklich gefährliche Aktionen des FC Arsenal in dessen eigenem Stadion zu. Absolut bemerkenswert. Das gelingt nur Mannschaften von absoluter internationaler Klasse.

Borussia ist jedenfalls auf einem guten Weg. Mit der beim Sieg in London gezeigten Leidenschaft, dem Willen und der mannschaftlichen Geschlossenheit ist dem BVB in allen Wettbewerben alles zuzutrauen. Der nächste Prüfstein wartet bereits am Samstag. Dann kommt es in Deutschlands größter "Trinkhalle" zum prestigeträchtigen Duell mit dem Revier-Rivalen Schalke 04. Im Kohlenpott-Schlager, der "Mutter aller Derbies", will Borussia die Scharte von zwei Niederlagen gegen den Erzrivalen aus der Vorsaison ausbügeln. Mit einem Dreier kann Dortmund dafür sorgen, daß den "Blauen" selbst ein Fernglas nicht mehr reicht, um die Schwattgelben in der Tabelle zu erspähen.

DIE STATISTIK

FC Arsenal: Szczesny - Sagna, Mertesacker, Koscielny, Gibbs - Ramsey, Arteta - Wilshere, Özil, Rosicky - Giroud
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Großkreutz, Subotic, Hummels, Schmelzer - Bender, Sahin - Blaszczykowski, Mkhitaryan, Reus - Lewandowski
Einwechselungen: 58. Cazorla für Wilshere, 87. Bendtner für Ramsey, 89. Gnabry für Rosicky - 66. Hofmann und Aubameyang für Mkhitaryan und Blaszczykowski, 87. Sokratis für Reus
Tore: 0:1 Mkhitaryan (16., Lewandowski), 1:1 Giroud (41., Sagna), 1:2 Lewandowski (82., Großkreutz)
Schiedsrichter: Eriksson (SWE), Gelbe Karten: Rosicky, Özil - Hummels, Lewandowski, Bender
Zuschauer: 60.011 (ausverkauft)


Anspannung: Watzke, Klopp, Rauball (Foto: kicker)
DIE STIMMEN ZUM SPIEL

Jürgen Klopp: "Uns war klar, dass wir eine unglaublich disziplinierte Leistung abrufen müssen, um hier zu bestehen. Wir waren im Gegenpressing stark und haben dem Gegner Probleme bereitet. Sobald Arsenal ein bisschen Platz hat, lassen sie sofort den Ball laufen, und wir mussten großen Aufwand betreiben. Wir hatten Glück, als Hummels auf der Linie geklärt hat, und insgesamt kleinere Wellen im Spiel, waren aber immer drin. Ich hatte den Eindruck, dass auch wir in der Lage sein würden, das Spiel zu entscheiden, wenn uns der Gegner ebenfalls Raum lassen würde, Da braucht man Glück, aber auch unser Gegentor war unglücklich. Das war keine gefährliche Situation. Zwei Mannschaften haben sich mit hohem Aufwand und viel Disziplin auf höchstem Niveau bearbeitet. Ich habe nicht das Gefühl, dass wir ein unverdienter Gewinner sind, auch wenn man natürlich etwas Glück braucht, um in London zu bestehen. Es gibt Dinge, die wir besser machen können. Wir haben auch schon Mal 30 Mal aufs Tor geschossen und keinen rein gemacht. Heute waren es gefühlt drei Schüsse - und zwei Tore. Der größte Entwicklungsschritt war, dass wir acht Minuten vor dem Ende zugeschlagen haben und wieder im Rennen sind. Wir denken nicht darüber nach, ob wir ein Top-Team sind, sondern wie wir ein Top-Team schlagen können. Meine Mannschaft hat für jede Situation gekämpft. Arsenal hatte zwar die besseren Chancen, aber wir sind nicht hierhergekommen, um Arsenal zu dominieren, sondern um ein Ergebnis zu erzielen."
Arsène Wenger: "Es war ein intensives Spiel. Dortmund ist physisch stärker als viele andere Teams, war gut organisiert und hat uns aufgehalten. Wir haben nicht schnell genug nach vorne gespielt, waren heute nicht frisch genug und nicht in Bestform. Beim zweiten Gegentor haben wir uns naiv verhalten. Wenn man sieht, wieviele Bälle unser Torwart zu halten hatte, ist das ärgerlich, und man muss die Fehler bei sich selbst suchen. Wir haben uns das Leben heute selbst schwer gemacht, indem wir es dem Gegner erlaubt haben, ein zweites Tor zu schießen.Die Gruppe ist sehr eng, aber machbar. Wir müssen jetzt auswärts etwas holen."
Michael Zorc: "Wir hatten in ein paar Situationen zwischendurch sicherlich auch mal Glück, aber zum Ende hin haben wir es dann sehr, sehr gut gemacht. Insgesamt gesehen ist der Sieg durchaus verdient. Wir sind gut aufgetreten, haben uns nie für lange Zeit hinten reindrängen lassen und unsere Chancen eiskalt ausgenutzt. Das war heute der Knackpunkt, denn in der Champions League bekommt man nicht so viele Torgelegenheiten. Wir sind in der Gruppe wieder voll im Geschäft."
Robert Lewandowski: "Wir wollten auf jeden Fall gewinnen. Vor meinem Tor bin ich über den ganzen Platz gesprintet, aber das war in dem Moment egal. Die ganze Mannschaft und ich wollten das Spiel unbedingt gewinnen und dieses entscheidende Tor auf jeden Fall noch erzielen. Es war ein wichtiges Tor - und ein wichtiger Sieg für uns."
Mats Hummels: "Wir sind zufrieden mit dem Spiel, denn wir haben unsere Aufgabe sehr gut erfüllt. Vorne haben wir sehr konsequent agiert. Zwischendurch haben wir ein bisschen Glück gehabt, aber im Endeffekt geht der Sieg auf jeden Fall in Ordnung."
Nuri Sahin: "Das war ein intensives Spiel, mit dem wir am Ende aber durchaus zufrieden sein können. Es wird uns für Samstag einen Schub geben. Jetzt heißt es, zu regenerieren, dann liegt der Fokus voll auf dem Derby."
Per Mertesacker: "Man darf Lewandowski nicht einen Moment aus den Augen lassen. Über die meiste Zeit ist uns das gelungen, aber in der einen, entscheidenden Szene, haben wir es nicht geschafft. Natürlich sind wir unzufrieden mit dem Ergebnis."

MEINE BVB-NOTEN

Weidenfeller (4), Großkreutz (3), Subotic (4), Hummels (3), Schmelzer (3,5), Bender (2), Sahin (2,5), Blaszczykowski (4), Mkhitaryan (3), Reus (3,5), Lewandowski (2), Hofmann (3), Aubameyang (3), Sokratis (-)

Mehr vom aktuellen BVB-Geschehen auch in meiner reviersport-Kolumne
http://www.reviersport.de/fankurve/markus-bvb-blog.html

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