Herzlichen Glückwunsch an Borussia Dortmund! 1:2 verloren - aber dennoch "gewonnen". Gegen Zenit St. Petersburg verloren die Borussen zwar erneut ein Spiel im heimischen Westfalenstadion, zogen aber aufgrund des 4:2-Hinspielerfolgs insgesamt verdient ins Viertelfinale der Champions League ein. In einer zwar intensiven, aber maximal durchschnittlichen Partie vor 65.829 Zuschauern im einmal mehr ausverkauften Dortmunder Fußball-Tempel erzielte Kapitän Sebastian Kehl das wichtige und nervenberuhigende Tor für die Gastgeber. Zwei Wermutstropfen für den BVB: Marcel Schmelzer mußte verletzt raus und Robert Lewandowski sah seine dritte gelbe Karte, die ihn im Hinspiel des Viertelfinals zum Zuschauen verurteilt.
Beruhigte die Nerven: Kehls 1:1 (Foto: kicker) |
PERSONAL
Gegenüber dem letzten Bundesligaspiel gegen Borussia Mönchengladbach konnte Jürgen Klopp wieder auf seinen armenischen Nationalspieler Henrikh Mkhitaryan zurückgreifen, mußte aber weiter auf Marco Reus verzichten. Der Nationalspieler wurde nicht rechtzeitig fit. Für Mkhitaryan mußte Jonas Hofmann auf die Bank.
SPIELVERLAUF
Borussia begann abwartend und überließ in der Anfangsphase den Gästen Ball und Raum. Dennoch hatten sie selbst die erste große Torchance, aber Aubameyang köpfte eine Maßflanke von Schmelzer knapp am Gehäuse der Gäste vorbei (4. Minute). Danach überließ Dortmund Zenit wieder das Spiel und wurde nach 16 Minuten für die zu große Passivität bestraft. Hulk marschierte, ohne attackiert zu werden, durchs Mittelfeld und zog aus 25 Metern ab. Gegen den Gewaltschuß des Brasilianers war Weidenfeller machtlos und St. Petersburg lag plötzlich mit 1:0 vorne.
Der Schock des Gegentreffers schien den BVB aber endlich aufgeweckt zu haben. Lewandowski sah zwar nach einem eher unabsichtlichen Handspiel zunächst die dritte gelbe Karte des laufenden Wettbewerbs und wird seiner Mannschaft im Hinspiel des Viertelfinales fehlen. Großkreutz scheiterte in der 22. Minute an Zenit-Schlußmann Malafeev. Borussia ergriff nun mehr und mehr die Initiative, ohne jedoch zu weiteren Abschlußmöglichkeiten zu kommen. Im Gegenteil - nach einem Konter verpaßte Shatov in der 37. Minute das 2:0 für die Gäste. Dank der Entschlossenheit ihres Kapitäns kam der BVB dann aber in der 38. Minute zum Ausgleichstreffer. Eine Schmelzer-Flanke drückte Sebastian Kehl per Kopf ins Gäste-Gehäuse und verhinderte somit ein sich anbahnendes Nervenflattern seiner Mannschaft.
Rondon erzielt das 1:2 gegen Weidenfeller (Foto: kicker) |
Im zweiten Durchgang beschränkte sich der nun auf Konter lauernde BVB zunächst darauf, die Offensivbemühungen der Gäste zunichte zu machen. Zwar fand Zenit auch einige Male Lücken in der zentralen BVB-Defensive, konnte aber aufgrund fehlender Ideen daraus keine zwingende Torgefahr entwickeln. Somit plätscherte das Spiel lange Zeit ohne große Höhepunkte vor sich hin. Umso überraschender und quasi wie aus dem Nichts fiel dann das erneute Führungstor für Zenit. Der eingewechselte Rondon nutzte eine der zahlreichen Unachtamkeiten der Borussia und nickte eine Criscito-Flanke völlig freistehend zum 1:2 ein.
Im Anschluß bemühte sich St. Petersburg zwar, das Unmögliche noch irgendwie möglich zu machen. Aber Dortmund stand nun kompakter und stemmte sich den Gästen mit Leidenschaft und Entschlossenheit entgegen. Mit dem Schlußpfiff beendete der in der Beurteilung von Zweikämpfen äußerst schwache spanische Schiedsrichter Mallenco einen glanzlosen Champions-League-Abend, der dem BVB aber immerhin den Einzug ins Viertelfinale brachte.
Zweikampf Hummels / Witsel (Foto: kicker) |
Angesichts der Fülle und der Qualität der bevorstehenden Aufgaben in allen drei Wettbewerben treiben jedem BVB-Sympathisanten die eklatanten Defensiv-Schwächen sowie das nicht enden wollende Verletzungspech echte Sorgenfalten auf die Stirn.
Aufgrund der Rückschläge, mit der die Mannschaft immer wieder fertig werden muß, verbietet sich aber eigentlich jedwede Kritik. Trotz allem muß Borussia dringend und zwingend zurückfinden zu alter Kompaktheit und Aggressivität im gesamten Defensiv-Verhalten. Das ist die Grundlage des Spielstils, der dem BVB nationale und internationale Erfolge und Reputation verschafft hat. Wohltuend wirkt da die durchaus vorhandene Selbstkritik aller Protagonisten, die in den Stimmen nach dem Spiel zum Ausdruck kam (siehe unten "Stimmen zum Spiel").
Misses next match: Lewandowski |
Unter Berücksichtigung der bereits angesprochenen und seit Saisonbeginn anhaltenden Verletzungssorgen dennoch ein großes Kompliment an Trainer und Mannschaft der Schwattgelben. Mit dem Einzug ins Viertelfinale hat der BVB international schon jetzt einmal mehr Großes geleistet. Im DFB-Pokal steht die Klopp-Elf unter den letzten vier Teams und kann sich berechtigte Hoffnungen auf den Einzug ins Berliner Finale machen. Nun gilt es, in der Bundesliga konstant zu punkten und somit erneut die direkte Qualifikation für die nächste Champions-League-Saison zu schaffen.
Am Freitag Mittag jedoch wird die Konzentration auf das bevorstehende Bundesligaspiel bei Hannover 96 kurzzeitig unterbrochen. Dann wandern die Blicke für einen Moment zur Auslosung des Viertelfinals. Auf wen auch immer der BVB dort treffen wird - die Schwattgelben sind der große Außenseiter. Mit dem erneuten Einzug unter die Top Acht Europas hat die Borussia ihre überragende letzte CL-Saison aber bereits jetzt nachhaltig bestätigt.
DIE STATISTIK
Borussia Dortmund: Weidenfeller – Piszczek, Sokratis, Hummels, Schmelzer – Sahin, Kehl – Aubameyang, Mkhitaryan, Großkreutz - Lewandowski
Zenit St. Petersburg: Malafeev – Anyukov, Hubocan, Lombaerts, Criscito – Witsel, Fayzulin – Hulk, Shatov, Danny - Kerzhakov
Einwechselungen: 68. Jojic für Sahin, 76. Durm für Schmelzer, 90. Hofmann für Aubameyang - 46. Neto für Lombaerts, 62. Rondon für Kerzhakov, 83. Smolnikov für Fayzulin
Tore: 0:1 Hulk (16.), 1:1 Kehl (36., Schmelzer), 1:2 Rondon (73., Criscito)
Schiedsrichter: Mallenco (ESP)
Zenit St. Petersburg: Malafeev – Anyukov, Hubocan, Lombaerts, Criscito – Witsel, Fayzulin – Hulk, Shatov, Danny - Kerzhakov
Einwechselungen: 68. Jojic für Sahin, 76. Durm für Schmelzer, 90. Hofmann für Aubameyang - 46. Neto für Lombaerts, 62. Rondon für Kerzhakov, 83. Smolnikov für Fayzulin
Tore: 0:1 Hulk (16.), 1:1 Kehl (36., Schmelzer), 1:2 Rondon (73., Criscito)
Schiedsrichter: Mallenco (ESP)
Gelbe Karten: Lewandowski, Kehl - Lombaerts
Zuschauer: 65.829 (ausverkauft)
Zuschauer: 65.829 (ausverkauft)
Erleichtert über das Erreichen des 1/4-Finals: Jürgen Klopp (Foto: kicker) |
STIMMEN ZUM SPIEL
Michael Zorc: „Wir sind sehr froh, im Viertelfinale zu stehen.
Es war kein gutes Spiel von unserer Seite, von daher haben wir von
unserem sehr guten Hinspiel profitiert. Wir haben viele einfache Fehler
bei eigenem Ballbesitz gemacht und wenig Zugriff gefunden. Auch
begünstigt durch das Tor von Hulk ist Zenit dann gut in die Partie
gekommen. Am Ende war es keine Glanzleistung, aber wir haben es über die
Bühne gebracht. Wenn man die personellen Probleme betrachtet, die wir
schon die gesamte Saison über haben, dann ist der Einzug ins
Viertelfinale eine großartige Leistung. Jetzt müssen wir zusehen, auch
in der Liga in der Spur zu bleiben.“
Jürgen Klopp: „Wenn man sieht, wer im Viertelfinale der
Champions League noch dabei ist, dann ist das die Creme de la Creme. Wir
stehen zum zweiten Mal hintereinander in dieser Runde, und darüber bin
ich total glücklich. Es war das erwartet schwere Spiel heute.“
Wünscht sich jetzt Barca: Kevin Großkreutz |
Kevin Großkreutz: „Wir waren heute nicht stark genug in den
Zweikämpfen und haben nicht kompakt genug gestanden. Zenit war aber auch
spielerisch sehr stark. Die haben sehr gut gespielt, das müssen wir
anerkennen. Am Ende zählt aber nur, dass wir eine Runde weiter sind.“
Robert Lewandowski: „Das war kein perfektes Spiel von uns. Ich
weiß auch nicht, woran es lag. Natürlich sind wir sehr glücklich über
den Viertelfinaleinzug. Dort wartet jetzt auf jeden Fall ein absolutes
Top-Team auf uns. Um das zu schlagen, müssen wir 110 Prozent geben und
viel besser spielen, als heute. Die gelbe Karte gegen mich verstehe ich
nicht. Ich werde von hinten geschubst und bekomme den Ball unglücklich
an den Arm. Das ist für mich keine gelbe Karte.“
Nuri Sahin: „Man muss sich mal vor Augen führen, was für
Rückschläge wir schon die gesamte Saison über zu verkraften haben, mit
wie vielen Verletzungen wir zu kämpfen haben. Trotzdem gehören wir
wieder zu den besten acht Mannschaften in Europa. Unter Berücksichtigung
dieser Tatsachen ist das eine ganz tolle Leistung, mit der man sich
dann auch trotz dieser Niederlage gegen Zenit zufrieden zeigen kann.“
MEINE BVB-NOTEN
Weidenfeller (3), Piszczek (3,5), Sokratis (3), Hummels (3), Schmelzer (2), Sahin (3,5), Kehl (2,5), Aubameyang (4), Mkhitaryan (4), Großkreutz (3), Lewandowski (3), Jojic (-), Durm (-), Hofmann (-).
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