In einem packenden, temporeichen und teilweise hochklassigen Revierderby trennten sich Borussia Dortmund und Schalke 04 am Abend torlos mit 0:0. Vor 77.600 Zuschauern im ausverkauften Westfalenstadion bot der BVB eines seiner besten Heimspiele der vergangenen Monate, scheiterte aber entweder an der eigenen Abschlußschwäche oder am überragenden Schalker Keeper Ralf Fährmann. Die Schwattgelben verteidigten trotz des Remis den zweiten Platz der Bundesliga-Tabelle vor den blau-weißen Nachbarn. Ob der Abstand auf den undankbaren vierten Platz vergrößert werden konnte, entscheidet sich erst am Mittwoch abend im Spiel von Bayer Leverkusen beim FC Augsburg.
Jürgen Klopp konnte wieder auf Marco Reus zurückgreifen. Nach seinem Joker-Einsatz in Hannover kehrte der Nationalspieler für Jonas Hofmann in die Anfangself des BVB zurück. Der zuletzt leicht angeschlagene Pierre-Emerick Aubameyang stand wieder im Kader der Borussia, nahm aber zunächst auf der Bank Platz.
SPIELVERLAUF
Das Spiel begann, wie man es sich von einem Revierderby erhofft. Viele Zweikämpfe, sehr intensiv, viel Tempo. Die erste Torchance hatten die Gäste, doch Huntelaar vergab in der 4. Minute. Danach ergriff der BVB die Initiative und kam binnen weniger Minuten durch Lewandowski (6.) und zweimal Großkreutz (7.) zu guten Möglichkeiten, den BVB in Führung zu bringen. Bis zur 30. Minute bekam Schalke das Spiel jedoch besser in den Griff und wirkte in den Zweikämpfen entschlossener. Zudem waren die Gäste um spielerische Linie bemüht und profitierten dabei von den Ungenauigkeiten im Dortmunder Aufbauspiel. Klare Chancen konnten die Königsblauen jedoch nicht heraufbeschwören. Mkhitaryans Fernschuß, den Fährmann überragend um den Pfosten lenkte (31.), war das Startzeichen für die Schlußoffensive des BVB in den ersten 45 Minuten. Reus´ Volleyschuß ging über das Tor (39.) und in der 44. Minute verfehlte der Nationalspieler mit einem Schuß von der Strafraumgrenze nur knapp das lange Eck des Schalker Tores. So blieb es zur Pause beim torlosen Remis.
Hitzig: Neustädter und Großkreutz (Foto: kicker) |
ANALYSE
Bravo, Borussia. Auch wenn es am Ende nicht zum eigentlich hochverdienten Sieg über den Erzrivalen reichte, bot der BVB eine klasse Partie. Kämpferisch und spielerisch ließen die Gastgeber keine Wünsche offen und boten ihren Fans ein hochklassiges und leidenschaftliches Derby. Einziges Manko der Borussia an diesem Abend war der regelrecht verschwenderische Umgang mit den herrlich herausgespielten Torchancen.
Reus Kopfballsieger gegen Ayhan (Foto: kicker) |
Stark auch der Auftritt des jungen Erik Durm als Vertreter des verletzten Marcel Schmelzer. Der Linksverteidiger hatte seine Seite defensiv im Griff und schaltete sich immer wieder entschlossen und effektiv mit ins Angriffsspiel des BVB ein. Sein Gegenpart auf rechts, Lukasz Piszczek, hatte dagegen nicht seinen besten Tag. Sowohl in der Rückwärts- als auch in der Vorwärtsbewegeng machte der polnische Nationalspieler einen unglücklichen Eindruck - bei ihm ist es aber mit Sicherheit nur eine Frage der Zeit, bis er zu alter Form zurückfindet.
Der überragende Fährmann klärt vor Reus (Foto: kicker) |
Kann der BVB diese Form konservieren und all die oben genannten Dinge auch in den kommenden Spielen auf den Rasen zaubern, muß einem um das Erreichen der schwattgelben Ziele nicht bange sein. In der Derby-Form ist der Borussia auch in den Duellen mit Real Madrid alles zuzutrauen. Allerdings steht zunächst einmal das undankbare und schwere Auswärtsspiel beim abstiegsbedrohten VfB Stuttgart an. Dort will der BVB seine tolle Auswärtsserie fortsetzen und mit einem Sieg einen weiteren Schritt in Richtung direkte Champions-League-Qualifikation machen.
Zum guten Schluß ein Kompliment an die Fans. Im Stadion herrschte eine faszinierende und tolle Stimmung. Im Gegensatz zum Hinspiel kam es diesmal also nicht zu den im Vorfeld befürchteten "Zwischenfällen" und Ausschreitungen. Sowohl im als auch außerhalb des Westfalenstadions blieb es zwischen den verfeindeten Fangruppierungen relativ ruhig und friedlich. Auch von den Anfahrtswegen sowie aus der City gab es bis zur Veröffentlichung dieses Artikels keinerlei Horrormeldungen.
Die PK nach dem Derby (präsentiert von SportLiveDortmund)
DIE STATISTIK
Borussia Dortmund: Weidenfeller – Piszczek, Sokratis, Hummels, Durm – Sahin, Kehl – Großkreutz, Mkhitaryan, Reus – Lewandowski
FC Schalke 04: Fährmann – Hoogland, Ayhan, Matip, Kolasinac – Boateng, Neustädter – Goretzka, Meyer, Draxler – Huntelaar
Einwechselungen: 79. Aubameyang für Mkhitaryan, 87. Schieber für Großkreutz - 77. Annan für Meyer, 85. Obasi für Goretzka, 90.+2 Max für Draxler
Tore: keine
Schiedsrichter: Meyer (Burgdorf)
FC Schalke 04: Fährmann – Hoogland, Ayhan, Matip, Kolasinac – Boateng, Neustädter – Goretzka, Meyer, Draxler – Huntelaar
Einwechselungen: 79. Aubameyang für Mkhitaryan, 87. Schieber für Großkreutz - 77. Annan für Meyer, 85. Obasi für Goretzka, 90.+2 Max für Draxler
Tore: keine
Schiedsrichter: Meyer (Burgdorf)
Gelbe Karten: Reus, Hummels - Draxler, Boateng, Ayhan
Zuschauer: 77.600 (ausverkauft)
Zuschauer: 77.600 (ausverkauft)
Hans-Joachim Watzke: „Natürlich sind wir ein bisschen
frustriert, weil wir dieses Spiel eigentlich gewinnen müssen. Es hat
mich ein bisschen an das Derby vor einigen Jahren erinnert, als wir auch
0:0 gespielt haben. Damals hat Manuel Neuer alles gehalten, nun war es
Ralf Fährmann. Der hat wirklich eine Weltklasse-Leistung abgeliefert.
Das Positive ist aber, dass wir wirklich ein sehr, sehr gutes Spiel
gemacht haben. Wir haben uns sehr viele Chancen erarbeitet, auch
körperlich ist die Mannschaft in einer überragenden Verfassung. Das
müssen wir mitnehmen. Auch von der Atmosphäre im Stadion bin ich
begeistert.“
Michael Zorc: „Wir müssen mit diesem Ergebnis leben. Im Moment
sind wir sicher noch ein bisschen niedergeschlagen, denn wir hätten den
Sieg – insbesondere durch die zweite Halbzeit – absolut verdient
gehabt. Wir haben ein richtig gutes Heimspiel abgeliefert, aber die Tore
haben gefehlt. Auf dieser Leistung können wir aber absolut aufbauen.
Insgesamt war es ein sehr gutes Fußballspiel von uns.“
Mats Hummels: „Wir haben richtig gut gespielt und waren die
klar bessere Mannschaft. Leider haben wir es verpasst, ein Tor zu
erzielen. Das ist sehr schade, aber immer noch besser, als wenn wir –
wie gegen Gladbach – eine schwache Leistung gezeigt hätten. Für uns ist
es wichtig, dass wir endlich mal wieder so gespielt haben, wie wir uns
das vorstellen.“
Enttäuscht über das Ergebnis: Hummels, Klopp (Foto: kicker) |
Sebastian Kehl: „Es ist nach diesem Spiel schon ein bisschen
Frust bei uns da, obgleich dieser sicherlich bald weichen wird.
Insgesamt haben wir heute ein sehr gutes Spiel gemacht, waren die
deutlich bessere Mannschaft und hätten eigentlich gewinnen müssen. Das
kann man sicherlich als positives Fazit mitnehmen, dennoch hätte ich
mich heute besser gefühlt, wenn wir noch ein Tor geschossen hätten.“
Nuri Sahin: „Wir haben uns für ein richtig gutes Spiel nicht
belohnt. Wir haben Schalke an die Wand gespielt, bis auf die eine
Kopfballchance von Neustädter und den Schuss von Boateng auch keine
Chancen zugelassen. Selbst hatten wir riesige Torchancen, haben gute
Ballstafetten gezeigt. Leider sind keine drei Punkte dabei
herausgekommen.“
MEINE BVB-NOTEN
Weidenfeller (2,5), Piszczek (4), Sokratis (2), Hummels (2), Durm (2), Sahin (3), Kehl (3), Großkreutz (2,5), Mkhitaryan (2), Reus (2,5), Lewandowski (3,5), Aubameyang (-), Schieber (-).
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