Borussia Dortmund ist für mindestens eine Nacht Spitzenreiter der Fußball-Bundesliga und hat seinen vereinseigenen Startrekord weiter ausgebaut. Mit 6:1 überrollte der teilweise furios aufspielende BVB den VfB Stuttgart und verwandelte das einmal mehr mit 80.645 Zuschauern ausverkaufte Westfalenstadion bei seinem sechsten Heimsieg in Folge in eine Insel der Glückseligkeit. Aus einer fast perfekt spielenden Mannschaft ragte dabei ein Mann besonders heraus. Robert Lewandowski gelang in der zweiten Halbzeit ein lupenreiner Hattrick.
Zwei Tage nach der vorzeitigen Vertragsverlängerung von Jürgen Klopp bewiesen dessen Schützlinge auf dem Rasen des Westfalenstadions, daß sie mit dieser Entscheidung ihres Chefcoaches durchaus einverstanden sind. Im 300. Bundesligaspiel von Roman Weidenfeller bereiteten sie ihrem Trainer und allen Fans eine rauschende Fußball-Party, die man so schnell nicht vergessen wird.
Freude pur: Ecke Sahin (l.), Ausgleich Sokratis (r.) (Foto: kicker) |
Borussia begann gegenüber dem Derby-Sieg mit zwei Änderungen in der Startformation. Sokratis besetzte statt Subotic die Innenverteidiger-Position neben Mats Hummels, Jakub Blaszczykowski erhielt den Vorzug im rechten Mittelfeld gegenüber Neuzugang Pierre-Emerick Aubameyang.
Der BVB begann wie die Feuerwehr und zeigte von Beginn an, daß man nicht gewillt war, den VfB Stuttgart zum fünften Mal in Folge mit einem Remis die Heimreise antreten zu lassen. Erste Möglichkeiten zum frühen Führungstor der Borussia boten sich in den ersten Minuten Lewandowski, Reus und Blaszczykowski. Ballstaffetten in höchstem Tempo rollten auf das von Sven Ulreich gehütete Gästetor. Doch mit ihrer ersten gefährlichen Aktion gingen die Schwaben nach einem Eckball durch den sträflich freistehenden Haggui nach 13 Minuten in Führung.
Borussia schüttelte sich kurz und zeigte sich vom Rückstand unbeeindruckt. Getrieben vom Wissen um die eigene Stärke attackierte der BVB die Stuttgarter früh in deren eigener Hälfte und zwang die Gäste förmlich zu Fehlern. Nach einer Sahin-Ecke belohnte sich Dortmund schließlich schon in der 19. Minute. Sokratis köpfte unhaltbar zum Ausgleich für die Schwattgelben ein. Stadionsprecher Norbert Dickel hatte den Torschützen soeben verkündet, da schlug es erneut im VfB-Gehäuse ein. Marco Reus brachte den BVB in der 22.Minute nach einer starken Einzelleistung mit einem platzierten Flachschuß ins lange Eck mit 2:1 in Führung. Dortmund hatte das Spiel innerhalb weniger Minuten gedreht.
Marco Reus erzielt das 2:1! (Foto: kicker) |
Die unter Schock stehenden Stuttgarter fanden auch in der Folgezeit gegen das frühe und extreme Pressing des BVB kein Mittel und hatten bei weiteren Möglichkeiten durch Hummels und zweimal Blaszczykowski Glück, nicht schon bis zur 30. Minute höher in Rückstand zu geraten. Danach schaltete Borussia einen Gang zurück und Stuttgart kam etwas besser ins Spiel, ohne dem BVB jedoch gefährlich werden zu können. Kurz vor der Pause konnte Borussia jedoch von Glück reden, als VfB-Talent Timo Werner in einem Zweikampf mit Großkreutz im Dortmunder Strafraum zu Fall kam und Schiedsrichter Florian Meyer nur auf Schiedsrichter-Ball entschied. Es gibt Schiedsrichter, die hier durchaus auf Elfmeter entschieden hätten.
Die zweite Hälfte begann wie die erste. Der BVB überrollte die Gäste förmlich mit seinem Hochgeschwindigkeitsfußball. Die Klopp-Elf trat das Gaspedal voll durch und erhöhte folgerichtig durch einen Doppelschlag von Robert Lewandowski in der 54. und 56.Minute auf 4:1. Der Pole vollstreckte die überragenden Vorarbeiten von Marco Reus per Hackentrick und Henrikh Mkhitaryan (Weltklasse-Paß genau in die Schnittstelle der VfB-Abwehr) eiskalt. Nun war die Moral der Gäste, denen auch die Kräfte zu schwinden schienen, endgültig gebrochen.
Hattrick! Lewandowski (Foto: kicker) |
Mit seinem dritten Treffer erhöhte Lewandowski dann sogar auf 5:1. Einen vom Pfosten abprallenden Blaszczykowski-Schuß nutzte "Lewy" in der 72. Minute zu seinem ersten lupenreinen Hattrick in einem Bundesliga-Spiel. Der polnische Top-Stürmer hievte sich damit mit nunmehr neun Treffern an die Spitze der Torjägerliste.
Stuttgart ergab sich nun in sein Schicksal, während Borussias Spiel- und Einsatzfreude unvermindert anhielt. Dortmund erdrückte den VfB weiterhin in dessen Hälfte. Der für Reus eingewechselte Aubameyang sorgte schließlich in der 81.Minute nach überragender Vorarbeit von Lewandowski mit seinem siebten Saisontreffer für das 6:1 und setzte damit den Schlußpunkt unter das schwattgelbe Tore-Festival.
FAZIT
Es kann einem fast Angst und Bange werden. Die Formkurve unserer Schwattgelben scheint in ihrem Anstieg keine Grenzen zu kennen. Nach den überzeugenden Spielen und Auswärtssiegen bei Arsenal London und im Derby bei den "Blauen" setzte der BVB mit diesem eindrucksvollen Gala-Auftritt seiner aktuellen Form die vorläufige Krone auf. Das Spiel gegen den VfB Stuttgart war fast perfekt, sieht man vom Gegentreffer (natürlich nach einer Standard-Situation) der Gäste einmal ab, der sich im Nachhinein aber als reiner Schönheitsfehler eines berauschenden schwattgelben Fußball-Abends entpuppte.
Borussia spielte mit dem VfB fast siebzig Minuten Katz und Maus, zog sein perfekt anmutendes Pressing über die komplette Spielzeit durch und zeigte sich selbst nach dem sechsten Tor nicht gesättigt. Imponierend auch die Reaktion der Mannschaft auf das 0:1 gegen den vermeintlichen Angstgegner. Die Klopp-Elf ließ sich davon nicht beirren, attackierte die Schwaben früh in deren Hälfte und zwang die Stuttgarter somit immer wieder zu langen Bällen, mit denen die Dortmunder Abwehr keinerlei Probleme hatte. Mit dem nach Ballgewinn in allerhöchstem Tempo praktizierten Umschaltspiel des BVB zeigte sich Stuttgart restlos überfordert.
Strafstoß? Großkreutz gegen Werner. (Foto: kicker) |
Der überragende Charakter dieser Dortmunder Mannschaft offenbarte sich besonders nach Lewandowskis Doppelschlag kurz nach der Halbzeit, mit dem das Spiel praktisch entschieden war. Während andere Mannschaften dann gerne einen Gang rausnehmen, zog der BVB sowohl Pressing als auch Kombinationsspiel in unvermimndert hohem Tempo durch und drängte auf weitere Treffer.
Bemerkenswert auch, daß keiner der eingesetzten schwattgelben Akteure gegenüber seinen Kollegen leistungsmäßig abfiel. Jeder Einzelne erfüllte seine jeweiligen Aufgaben. Daß in dem Hattrick-Torschützen Lewandowski dann doch ein Spieler aus diesem überragenden Kollektiv herausstach, ist durch die Geschichte dieseses Spiels begründet. Neben seinen drei Treffern war der Pole immer anspielbar, zog meist mehrere Gegenspieler auf sich und schaffte somit entscheidende Räume vor allem für Marco Reus. So geschehen beim 2:1 durch den blonden Nationalspieler. Und den Treffer von Aubameyang bereitete "Lewy" mit einem sagenhaft genauen und butterweichen Flankenball vor.
Nach Spielschluß bemängelte Jürgen Klopp zwar zu Recht die in der ersten Halbzeit oft ungenauen letzten Zuspiele in torgefährliche Bereiche. Doch mehr als ein Haar in der perfekten Dortmunder Fußballsuppe war das an diesem Abend nicht.
In dieser Verfassung ist unseren Jungs alles zuzutrauen. Gelingt es den Dortmundern auch nur annähernd, diese überragende Form bis Mittwoch Abend zu konservieren, hat der BVB beste Chancen, Arsenal London ein weiteres Mal zu besiegen und sich an die Spitze der Tabelle der Champions-League-Gruppe F zu katapultieren.
DIE STATISTIK
BVB: Weidenfeller - Großkreutz, Sokratis, Hummels, Schmelzer (70. Durm) - Bender; Sahin - Blaszczykowski, Mkhitaryan (76. Schieber), Reus (59. Aubameyang) - Lewandowski
VfB: Ulreich - Sakai, Schwaab, Haggui, Boka - Kvist, Gentner - Leitner (85. Traore), Maxim, Werner (74. Harnik) - Ibisevic (68. Abdellaoue)
Schiedsrichter: Florian Meyer (Burgdorf)
Tore: 0:1 Haggui (13.), 1:1 Sokratis (19.), 2:1 Reus (22.), 3:1 Lewandowski (54.), 4:1 Lewandowski (56.), 5:1 Lewandowski (72.), 6:1 Aubameyang (81.)
Zuschauer: 80.645 (ausverkauft)
Torchancen: 12:2
Gelbe Karten: Sokratis
DIE STIMMEN ZUM SPIEL
Viel Grund zur Freude: Jürgen Klopp |
Jürgen Klopp: "Wir hätten vor dem 0:1 schon mit 2:0 führen können, da haben wir die
letzte Konsequenz vermissen lassen. Die Kombinationen bis zum letzten
Ball aber waren großartig, wir hatten sofort etliche
Gegenpressing-Situationen. Zwischendurch hatten wir dann immer wieder
mal kleinere Konzentrations-Schwächen. Nach der Pause haben wir den
Schalter dann nicht mehr auf Pause gelegt und ein großartiges Spiel
gemacht."
Thomas Schneider: "Das war ein bitterer Abend. Am Ende geht die Niederlage auch in dieser
Höhe in Ordnung. Man braucht einen Sahnetag, um Dortmund derzeit zu
schlagen. Und den hatten wir heute nicht."
Nuri Sahin: "Auch wenn wir in der ersten Halbzeit ein paar
Konzentrationsschwächen gezeigt haben, war das ein ganz tolles Spiel von
uns. Nach dem Gegentor sind wir gut zurückgekommen, die Führung zur
Halbzeit war sehr wichtig. In der zweiten Hälfte haben wir Stuttgart
dann an die Wand gespielt, da hatte der Gegner keine Chance mehr."
Kevin Großkreutz: "Wir haben ein super Spiel gemacht, und ich
denke, das Ergebnis spricht da auch eine deutliche Sprache. Auch wenn
wir nicht mit allem - besonders den ersten 20 Minuten - zufrieden sein
können, war der Sieg am Ende hochverdient, auch in dieser Höhe."
Marco Reus: "In der ersten Halbzeit, besonders in den ersten 20
Minuten, hat uns die Konzentration etwas gefehlt. Dann haben wir uns
aber sehr gesteigert. Die Führung zur Pause war wichtig und verdient. In
der zweiten Halbzeit haben wir dann aufgedreht und den Sack schnell
zugemacht."
Michael Zorc: "Wir hatten in der ersten Halbzeit auch schwächere
Phasen, da hat es ein bisschen an der Konzentration gehapert. Ich bin
froh, dass wir unsere Tore am Ende dann doch noch gemacht haben. Gerade
in der zweiten Halbzeit haben wir uns dann auch ein bisschen in einen
Rausch gespielt."
Roman Weidenfeller: "Wir haben in der ersten Halbzeit nicht so konzentriert gespielt wie in der zweiten. Wir waren zwischendurch fahrlässig, haben den VfB zu Chancen eingeladen. Da wurde es dann auch brenzlig. In der zweiten Halbzeit haben wir das bedeutend besser gemacht. Da haben wir die Bälle besser hinten rausgespielt, besser in die Spitze weitergeleitet und dann auch eiskalt zugeschlagen."
MEINE BVB-NOTEN
Weidenfeller (2), Großkreutz (3), Sokratis (2,5), Hummels (2), Schmelzer (3), Bender (3), Sahin (2), Blaszczykowski (2), Mkhitaryan (1,5), Reus (2), Lewandowski (1), Aubameyang (2), Durm (-), Schieber (-)
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