Im Giganten-Duell der Fußball-Bundesliga unterlag Borussia Dortmund dem großen Rivalen und Titelverteidiger Bayern München überraschend deutlich mit 0:3. Am Ende einer von Hiobsbotschaften geprägten Woche scheiterte der BVB dabei vor 80.645 Zuschauern im ausverkauften Westfalenstadion vorrangig an der eigenen Abschlußschwäche. Die Bayern nutzten das eiskalt zu einem allerdings viel zu hohen Sieg aus und distanzierten ihren bis zu diesem Spieltag ärgsten Verfolger in der Tabelle auf sieben Punkte. Gleichzeitig bedeutete das 0:3 die erste Heimniederlage für den BVB in der laufenden Saison.
Luftkampf Friedrich, Robben (Foto: kicker) |
PERSONAL
Der BVB, ohne komplette Viererkette und Ilkay Gündogan, begann mit einer komplett neu gebildeten Abwehrreihe bestehend aus Großkreutz, Sokratis, Friedrich und Durm. Der kurzfristig nachverpflichtete Ex-Nationalspieler Manuel Friedrich gab dabei sein Debut im Trikot der Schwattgelben. Lukasz Piszczek stand ca. fünf Monate nach seiner Hüft-OP erstmals wieder im Kader des BVB. Den Bayern fehlten neben Ribery und Schweinsteiger noch Shaquiri, Pizarro und Badstuber. Der Ex-Borusse Mario Götze blieb ebenso zunächst auf der Bank wie Thiago. Guardiola begann mit Lahm auf der "Sechs" und positionierte seinen Landsmann Javi Martinez überraschend im offensiven Mittelfeld.
SPIELVERLAUF
Borussia begann wie die Feuerwehr. Bereits nach drei Minuten die erste Großchance. Lewandowski konnte die Vorarbeit seines Landsmanns Blasczykowski jedoch nicht nutzen und semmelte aus kurzer Distanz über Neuers Tor. Danach tasteten sich beide Mannschaften mehr oder weniger ab. Bayern verschaffte sich durch viel Kurzpasspiel und lange Ballbesitzzeiten optische Vorteile, ohne den Dortmundern allerdings gefährlich werden zu können. Die neuformierte BVB-Abwehr stand den Umständen entsprechend zunächst sehr gut. Nach zwanzig Minuten gelang es Dortmund erstmals, mit mehreren Schußversuchen durch Reus und Kuba die Bayern-Abwehr zu fordern. Der BVB agierte nun mutiger im Offensivspiel. Nach 35 Minuten drehten die Münchner den Spieß wieder um und kamen nun ihrerseits durch Mandzukic und Müller zu den ersten beiden "Halbchancen", scheiterten aaber an Roman Weidenfeller. Die größte Chance bot sich kurz vor der Pause erneut Mandzukic, doch der Kroate verpaßte eine flache Hereingabe von Robben nur knapp.
Gedankenschnell: Götzes 1:0 für Bayern (Foto:kicker) |
Nach dem Wechsel das gleiche Bild. Bayern mit viel Ballbesitz optisch überlegen, Borussia blieb durch schnelle Gegenangriffe brandgefährlich. Lewandowski verpaßte eine Bender-Flanke nur knapp (51.). Nach 55 Minuten verpasste Guardiola dem Spiel mit der Einwechslung von Mario Götze die entscheidende Wendung. Der Jungstar wurde erwartungsgemäß mit einem gellenden Pfeifkonzert an alter Wirkungsstätte empfangen. Kurz darauf kam mit Thiago die zweite millionenschwere Neuverpflichtung des Rekordmeisters. Und es kam, wie es kommen mußte. Nach 66 Minuten nutzte ausgerechnet Götze eine Unachtsamkeit in der BVB-Deckung und schloß eine Müller-Vorlage gedankenschnell und technisch perfekt zur Münchner Führung ab. Borussia antwortete mit teilweise wütenden Offensiv-Attacken. Mkhitaryan vergab dabei freistehend eine weitere Großchance (69.), Reus platzierten Schuß aus 16 Metern vereitelte Manuel Neuer mit einer großartigen Parade (73.) Kurz zuvor hatte Klopp alles riskiert und mit Aubameyang und Hofmann zwei weitere Offensivakteure gebracht. Als Thiago dann mit einem Traumpass den völlig frei an der Mittellinie lauernden Robben bediente und dieser nach einem Solo zum 2:0 einschoß, war eine Vorentscheidung gefallen. Zwar versuchte der BVB alles, dem Spiel noch eine Wendung zu geben, lief dabei jedoch in der 86. Minute in einen weiteren Konter der gnadenlos effizienten Bayern, den Müller zum viel zu hohen 3:0-Endstand abschloß.
FAZIT / MEINUNG / ANALYSE
Hitzköpfe: Mandzukic, Großkreutz |
Wer das Ergebnis liest, könnte meinen, die Bayern hätten das Spiel im Westfalenstadion beherrscht und den heimischen BVB vorgeführt. Dem war jedoch nicht so. Borussia lieferte dem Rekordmeister einen großen Kampf und begegnete den Gästen gute siebzig Minuten auf Augenhöhe. Die neuformierte Abwehrreihe des BVB stand besser als erwartet und stellte mit ihrem neuen "Chef" Sokratis den an diesem Abend stärksten Dortmunder. Manuel Friedrich fügte sich relativ gut ein. Doch merkte man dem Ex-Nationalspieler die fehlende Spielpraxis fast über die gesamte Spielzeit an (fast jeder Pass war ein Fehlpass). Großkreutz hatte Robben weitestgehend im Griff und Durm ließ Müller fast nie zur Entfaltung kommen. Beide Außenverteidiger schalteten sich nebenbei immer wieder wirkungsvoll ins Offensivspiel mit ein. Während Sven Bender als "defensiver Sechser" das Zentrum gut dicht machte und dabei vom fleißigen Sahin aufopferungsvoll unterstützt wurde, gelangen dem Deutsch-Türken in der Offensive kaum überraschende oder gefährliche Aktionen. Sahins Passquote war unterirdisch. Das gilt leider auch für Mkhitaryan, der sich wie immer überragend in der Balleroberung präsentierte, ansonsten jedoch nahezu wirkungslos blieb. Borussias Spiel fehlte ganz offensichtlich ein Lenker. Das Fehlen von Hummels (und natürlich Gündogan) machte sich somit vor allem im Aufbauspiel bemerkbar. Auf den offensiven Außenpositionen machte Kuba seine Sache zunächst sehr gut, fiel aber mit zunehmender Spieldauer immer mehr ab. Sein Pendant auf links, Marco Reus, war für die Bayern-Abwehr ein ständiger Unruheherd. Der Nationalspieler blieb jedoch in seinen Abschlußbemühungen ebenso glücklos wie Robert Lewandowski in vorderster Front.
Der BVB scheiterte an diesem Abend überwiegend an der fehlenden Zielstrebigkeit und Entschlossenheit sowie der mangelnden Effektivität vor dem gegnerischen Tor. In den entscheidenden Momenten agierten die Schwattgelben zu umständlich, statt den direkten Torabschluß zu suchen und versäumten es schon in der ersten Halbzeit, dem Spiel mit einem Tor eine andere Richtung zu geben. Gegen andere Gegner mag das noch gutgehen - gegen einen FC Bayern mit dieser Qualität jedoch nicht. Dem Rekordmeister spielte die Führung durch Götze klar in die Karten, um der sich zwangsläufig entblößenden BVB-Defensive den endgültigen K.O. zu verpassen.
Weiteres Manko der Dortmunder - die vielen unerklärlich leichten Abspielfehler und Ballverluste im Umschaltspiel. Zum wiederholten Male in dieser Saison machten sich die Dortmunder damit das Leben selbst schwer und nahmen dadurch ihrem kräftezehrenden und teilweise zu untentschlossenem Gegenpressing die sonst so große Wirkung.
Unbedingt erwähnenswert bleibt die durchgängig und über das Spielende hinaus großartige Unterstützung des Dortmunder Publikums. Während des gesamten Spiels waren die Zuschauer der von Trainer Klopp im Vorfeld geforderte 12. Mann. Die Fans spürten, daß die Mannschaft an diesem Abend alles gab, mit der zwangsweise neu formierten Aufstellung jedoch an Grenzen stieß. Und auch nach Spielschluß feierte "die Süd" ihre Lieblinge mit minutenlangen Sprechchören und Ovationen.
AUSBLICK
Rassig: Dante und Lewandowski |
In den nächsten Tagen ist Jürgen Klopp besonders als Psychologe gefragt. Ob und wie stark die dritte Pflichtspiel-Niederlage in Folge Spuren in den Köpfen der Spieler hinterlässt, bleibt abzuwarten. Im CL-Endspiel gegen den SSC Neapel am Dienstag muß der Trainer seine Abwehr jedoch auf jeden Fall erneut umbauen, da Manuel Friedrich für die Gruppenphase nicht spielberechtigt ist. Vielleicht kehrt mit Lukasz Piszczek dann sogar jener Mann in die Startelf zurück, der gegen die Bayern zehn Minuten vor Schluß sein Comeback im BVB-Dress feierte.
Vorrangiges Ziel muß es jedoch sein, den Kopf schnell freizubekommen. Viel Zeit bleibt bei diesem schwierigen Unterfangen allerdings nicht. Gegen die Italiener, die ihrerseits die eigene Generalprobe für das Duell mit dem BVB ebenfalls verloren (0:1 daheim gegen Parma), dürfte jedoch die Einstellung wichtiger sein als die Aufstellung. Kehrt Dortmund zu seinem schnörkellosen und entschlossenen Angriffsfußball zurück, stehen die Chancen auf einen dringend notwendigen Sieg des BVB nicht schlecht. Zwingend erforderlich ist dabei jedoch eine größere Effektivität vor dem gegnerischen Tor. Viele Chancen wird es gegen die Neapolitaner nämlich erfahrungsgemäß nicht geben.
Wie auch immer das Spiel gegen Neapel endet, bleibt eines jedoch unumstößlich und für immer bestehen: NUR DER BVB !!
Die Pressekonferenz nach dem Spiel (präsentiert von SportLive Dortmund)
DIE STATISTIK
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Großkreutz, Sokratis, Friedrich, Durm - Sahin, Bender - Blaszczykowski, Mkhitaryan, Reus - Lewandowski
Bayern München: Neuer – Rafinha, Boateng, Dante, Alaba – Lahm - Robben, Martinez, Kroos, Müller – Mandzukic
Einwechselungen: 71. Hofmann und Aubameyang für Mkhitaryan und
Blaszczykowski, 79. Piszczek für Bender - 56. Götze für Mandzukic, 64.
Thiago für Boateng, 79. van Buyten für Rafinha
Tore: 0:1 Götze (66., Müller), 0:2 Robben (85., Thiago), 0:3 Müller (87., Lahm)
Chancenverhältnis: 5:4
Schiedsrichter: Gräfe (Berlin)
Gelbe Karten: Großkreutz, Mkhitaryan – Boateng, Rafinha, Mandzukic
Zuschauer: 80.645 (ausverkauft)
DIE STIMMEN ZUM SPIEL
Hatte Müller gut im Griff: Erik Durm |
Hans-Joachim Watzke: "Bayern ist die beste Mannschaft in Europa. Auch
wenn das Spiel hätte anders ausgehen können. Sie haben gewonnen, und
sie haben verdient gewonnen. Dazu gratulieren wir natürlich."
Jürgen Klopp: "Man hat gemerkt, dass die Bayern viel Respekt vor uns hatten. Sie haben viele lange Bälle gespielt, und wir haben nur sehr wenige Chancen zugelassen. Bis zum 0:1 hatten wir die größeren Torchancen, hatten dann die riesige Möglichkeit zum 1:1; da müssen wir einen machen, wenn wir was hinkriegen wollen in solch einem Spiel. Nach dem 0:2 haben wir etwas die Nerven verloren; wir dachten alle, dass es vorher ein Foul an Marco Reus war. Danach hatten die Bayern viel Raum. Nach dem zweiten Gegentreffer hat die Mannschaft einen richtigen Knick bekommen. An das ganz große Wunder haben wir dann nicht mehr geglaubt.“
Roman Weidenfeller: "Wir hatten mehr Chancen. Aber Spiele werden durch Tore entschieden. Und die machen wir nicht, wir sind nicht zielstrebig in den Aktionen. Die Höhe der Niederlage ist irrelevant. Was bitter ist, dass wir über 80 Minuten ein gutes Spiel gemacht haben.“
Sven Bender: "Ein richtig bitterer Abend. Wir hatten viele gute Torchancen und haben enorm schnell umgeschaltet."
Pep Guardiola: "Wir sind zufrieden, haben gegen die beste Kontermannschaft der Welt gewonnen. Wenn wir sie laufen lassen, Blaszczykowski, Reus, Mkhitaryan, sind sie nicht zu stoppen. Die ersten 15 Minuten haben wir gut gespielt, dann 30 Minuten nicht mehr. In der zweiten Halbzeit waren wir deutlich besser. Ich habe sehr großen Respekt vor Borussia Dortmund. Wir hatten Probleme im Mittelfeld. Mit Götze und Thiago haben wir das Spiel besser kontrolliert.“
Thomas Müller: "Es war ein Spiel auf Augenhöhe. Nach dem 1:0 hat Dortmund trotzdem gute Möglichkeiten gehabt, da hat uns Manuel Neuer im Spiel gehalten."
Jürgen Klopp: "Man hat gemerkt, dass die Bayern viel Respekt vor uns hatten. Sie haben viele lange Bälle gespielt, und wir haben nur sehr wenige Chancen zugelassen. Bis zum 0:1 hatten wir die größeren Torchancen, hatten dann die riesige Möglichkeit zum 1:1; da müssen wir einen machen, wenn wir was hinkriegen wollen in solch einem Spiel. Nach dem 0:2 haben wir etwas die Nerven verloren; wir dachten alle, dass es vorher ein Foul an Marco Reus war. Danach hatten die Bayern viel Raum. Nach dem zweiten Gegentreffer hat die Mannschaft einen richtigen Knick bekommen. An das ganz große Wunder haben wir dann nicht mehr geglaubt.“
Roman Weidenfeller: "Wir hatten mehr Chancen. Aber Spiele werden durch Tore entschieden. Und die machen wir nicht, wir sind nicht zielstrebig in den Aktionen. Die Höhe der Niederlage ist irrelevant. Was bitter ist, dass wir über 80 Minuten ein gutes Spiel gemacht haben.“
Sven Bender: "Ein richtig bitterer Abend. Wir hatten viele gute Torchancen und haben enorm schnell umgeschaltet."
Pep Guardiola: "Wir sind zufrieden, haben gegen die beste Kontermannschaft der Welt gewonnen. Wenn wir sie laufen lassen, Blaszczykowski, Reus, Mkhitaryan, sind sie nicht zu stoppen. Die ersten 15 Minuten haben wir gut gespielt, dann 30 Minuten nicht mehr. In der zweiten Halbzeit waren wir deutlich besser. Ich habe sehr großen Respekt vor Borussia Dortmund. Wir hatten Probleme im Mittelfeld. Mit Götze und Thiago haben wir das Spiel besser kontrolliert.“
Thomas Müller: "Es war ein Spiel auf Augenhöhe. Nach dem 1:0 hat Dortmund trotzdem gute Möglichkeiten gehabt, da hat uns Manuel Neuer im Spiel gehalten."
MEINE BVB-NOTEN
Weidenfeller (3), Großkreutz (3), Sokratis (2), Friedrich (4,5), Durm (3), Bender (3), Sahin (4,5), Blaszczykowski (3,5), Mkhitaryan (4,5), Reus (3), Lewandowski (3,5), Aubameyang (-), Hofmann (-), Piszczek (-).
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