Sonntag, 1. Dezember 2013

Lewandowski sichert 3:1-Arbeitssieg in Mainz

Klopps Taktik- und Personalpuzzle - Lewandowski zweimal eiskalt - Sokratis überragend
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geschrieben von Markus Flügel

Glückwunsch an unsere Jungs! Vier Tage nach dem CL-Triumph gegen Neapel hat Borussia Dortmund auch in der Bundesliga zurück in die Erfolgsspur gefunden. Der BVB kam beim FSV Mainz 05 zu einem zwar glanzlosen, aber kämpferisch überzeugenden 3:1-Arbeitssieg. Vor 34.000 Zuschauern in der Coface-Arena sicherten zwei Elfmeter von Robert Lewandowski die drei wichtigen Punkte für die Schwattgelben. Überragender Akteur war jedoch Borussias griechischer Abwehr-Riese Sokratis.

PERSONAL

Intensive Zweikämpfe: Marco Reus (Foto:kicker)
Die Gastgeber spielten in der gleichen Formation wie eine Woche zuvor beim 3:2-Sieg in Bremen. Jürgen Klopp veränderte seine Startelf nicht nur personell. Auch taktisch hatte sich der BVB-Coach etwas Besonderes einfallen lassen. Er stellte sein gewohntes 4-3-2-1-System auf das sogenannte "Tannenbaum-System" um. Drei defensiv orientierte Mittelfeldspieler vor der Viererkette. Davor zwei offensive Außen und eine echte Spitze. Personell gab Lukasz Piszczek sein Startelf-Debut nach langer Verletzungspause. Großkreutz rückte dafür ins defensive Mittelfeld neben Blaszczykowski und Sven Bender. "Iron-Manni" wurde in der Viererkette durch Manuel Friedrich ersetzt. Aubameyang übernahm Mkhitaryans Part, dem Klopp ebenso wie Sahin und Kehl eine schöpferische Pause gönnte.


SPIELVERLAUF

Borussia kam nur schwer ins Spiel und sah sich einem extrem aggressiven Pressing der Mainzer ausgesetzt. Die Tuchel-Elf bestimmte die erste halbe Stunde des Spiels, weil es ihr gelang, Dortmunder Angriffsversuche schon im Keime zu ersticken. Mainz hatte die klare Mittelfeld-Hoheit und kam durch Pospech, Okazaki und Soto zu gefährlichen Torchancen. Es dauerte bis zur 26.Minute, ehe der BVB durch Lewandowski erstmals in eine vielversprechende Abschlußsituation kam, die der Pole allerdings nicht nutzen konnte. Mainz nahm nun einiges an Tempo aus den eigenen Aktionen, der BVB kam besser ins Spiel - ohne jedoch Dominanz auszustrahlen. In der 33. Minute reagierte Klopp auf das offensichtliche Vakuum in der Kreativzentrale seiner Mannschaft und brachte Nuri Sahin für den ohnehin von muskulären Problemen geplagten Bender. Außer zwei Lattentreffern von Bell auf der einen und Aubameyang auf der anderen Seite ging es jedoch ohne weitere große Höhepunkte in die Pause.

Früher Wechsel: Sahin für Bender (foto:kicker)
Zur zweiten Halbzeit krempelte Klopp (zwangsläufig) die Mannschaft um. Mit der Hereinnahme von Mkhitaryan und Kehl kehrte der BVB-Coach auch taktisch zum bewährten 4-2-3-1 zurück. Reus und Blaszczykowski blieben leicht angeschlagen in der Kabine. Das Spiel machte dennoch zunächst weiterhin die Heimmannschaft. Choupo-Moting vergab in der 48.Minute in aussichtsreicher Position die mögliche Mainzer Führung. Danach plätscherte die Partie dahin. Beide Mannschaften neutralisierten sich in ihren intensiv geführten  Mittelfeldzweikämpfen gegenseitig. In der 70.Minute leitete Pierre-Emerick Aubameyang mit einem Wahnsinns-Freistoßtor zur Dortmunder Führung dann jedoch eine turbulente Schlussphase ein. Nach einem unnötigen Foul von Piszczek an Malli verwandelte Choupo-Moting den fälligen Strafstoß nur vier Minuten nach Borussias Führungstor zum verdienten Ausgleich. Die Schwattgelben zeigten sich jedoch keineswes geschockt und unterstrichen in der Schlussphase ihren Ruf als "Mentalitätsmonster" eindrucksvoll. Erneut nur vier Minuten nach dem Mainzer Ausgleich verhinderte Elkin Soto mit einem Handspiel den zweiten Aubameyang-Treffer des Tages und wurde vom starken Schiedsrichter Aytekin folgerichtig des Feldes verwiesen. Lewandowski verwandelte den fälligen Strafstoß eiskalt zur Dortmunder Führung. Als dann Geis einen Freistoß der Gastgeber in der 83.Minute knapp an Weidenfellers Tor vorbeischoß, machte sich bei den 05ern sowohl Resignation als auch Kräfteverschleiß bemerkbar. Schließlich sorgte ein erneuter Lewandowski-Elfmeter (Karius an Durm) in der Nachspielzeit für den glücklichen, aber insgesamt nicht unverdienten 3:1-Sieg des BVB.


ANALYSE / MEINUNG /FAZIT

Überragender Sokratis (hier gegen Karius) (Foto:kicker)
Die Aufstellung und taktische Ausrichtung des BVB überraschte durchaus. Mit Piszczeks Startelf-Debut konnte man vor dem Anpfiff ebenso wenig rechnen wie mit der taktischen Marschroute, die Jürgen Klopp seiner Elf verordnet hatte. Seine Maßnahme, dem ein oder anderen Akteur eine Verschnaufpause zu gönnen, war durchaus verständlich und nachvollziehbar. Die Auswahl des Personals eher weniger. Da mit dem verletzten Hummels ohnehin ein wichtiger Aufbauspieler schmerzlich vermisst wird, entstand durch die gleichzeitige Herausnahme von Mkhitaryan und Sahin aus der Startelf ein großes Vakuum in der Dortmunder Kreativ-Zentrale. So kam Borussia in der ersten halben Stunde überhaupt nicht ins Spiel. Klopp korrigierte diesen mißglückten "Matchplan" dann glücklicherweise mit der Hereinnahme von Sahin für den ohnehin angeschlagenen Bender.

Im Defensivverbund des BVB merkte man Lukasz Piszczek dessen lange Pause deutlich an. Der polnische Nationalspieler wirkte sowohl mit als auch ohne Ball noch sehr unsicher. Auch sein unnötiges Foulspiel an Malli, das zum Elfmeter für Mainz führte, kann man getrost der noch fehlenden Spielpraxis des rechten Außenverteidigers zuschreiben. Dennoch war sein Einsatz absolut richtig, denn nur durch Spiele kann "Pischu" zu alter Klasse zurückfinden. Weiterer Unsicherheitsfaktor war erneut Manuel Friedrich. Der Neuzugang konnte sich gegenüber dem Bayern-Spiel zwar leicht steigern. Doch auch diesmal unterliefen dem Ex-Nationalspieler viele teils eklatante Abspiel- und Stellungsfehler.

Neben dem gewohnt starken Roman Weidenfeller war es vor allem dem überragenden Sokratis zu verdanken, daß es nicht schon früher im Dortmunder Kasten einschlug. Der griechische Nationalspieler bügelte ein ums andere Mal Fehler seiner Nebenleute aus und schaltete sich zwischendurch sogar noch wirkungsvoll ins Offensivspiel seiner Mannschaft ein. "Papa" ist mit Leistungen wie dieser auf dem besten Weg zu einer echten Führungspersönlichkeit im schwattgelben Mannschaftsgefüge.

Zweikampf Piszczek / Okazaki (Foto:kicker)
Erstaunlich auch, wie selbstverständlich und schnell Kevin Großkreutz sich in seine neue taktische Aufgabe fand. Dortmunds Allzweckwaffe wies einmal mehr nach, warum er zurecht als solche bezeichnet wird. Zwar fehlte seinen Offensivaktionen meistens die nötige Durchschlagskraft, doch sein Kerngeschäft als Staubsauger im halblinken defensiven Mittelfeld erledigte der Dortmunder Jung absolut überzeugend. Im Gegensatz zu Blaszczykowski, dessen Probleme im neuen taktischen Konzept sich deutlich offenbarten. An "Kuba" lief die Partie mehr oder weniger vorbei.

Die oben geübte sachliche Kritik muß trotz aller personeller Probleme erlaubt sein. Abschließend aber dennoch ein Kompliment an alle eingesetzten Akteure: kämpferisch überzeugte die komplette Mannschaft und trotzte durch eine insgesamt geschlossene Mannschaftsleistung den sich stets neu offenbarenden und entstehenden Schwierigkeiten.

Noch ein Wort zum zweiten Dortmunder Elfmeter. Als sich Mkhitaryan den Ball zur Ausführung des Strafstoßes schnappte, bekam der Armenier von Jürgen Klopp umgehend die unmissverständliche Anordnung, Lewandowski schießen zu lassen. Der Mimik und Gestik Mkhitaryans war eine gewisse Enttäuschung zu entnehmen. Jürgen Klopp stellte nach dem Spiel jedoch klar, daß er einfach nur wollte, "daß das Ding reingeht". "Ich habe das mit Miki bereits besprochen. Alles ist gut", so der BVB-Coach weiter.


AUSBLICK

Kollektiver Jubel über den 3:1-Sieg! (Foto:kicker)
Der BVB hält mit dem wichtigen Sieg in Mainz Anschluß an den Tabellen-Zweiten Bayer Leverkusen und kann am kommenden Samstag mit einem Heimsieg im direkten Aufeinandertreffen an den Rheinländern vorbeiziehen. Noch wichtiger war der "Dreier" jedoch angesichts der immer näher rückenden Verfolger aus Mönchengladbach.

Wie sich die personelle Situation bis zum DFB-Pokalspiel in Saarbrücken am kommenden Dienstag entwickelt, muß man abwarten. Wenn nicht alles täuscht, werden im Ludwigspark jedoch neben den ohnehin vier Langzeitverletzten auch einige andere Akteure nicht einsatzbereit sein. Sowohl Bender als auch Sahin, Reus und "Kuba" klagten während und nach dem Spiel in Mainz über muskuläre Probleme.

Wie immer Jürgen Klopp die neuen zu erwartenden Ausfälle auch zu kompensieren gedenkt - mit der richtigen Einstellung zu Spiel und Gegner kann der Sieger am Dienstagabend eigentlich nur Borussia Dortmund heißen. Das Spiel gegen den Drittligisten wird eindeutig "im Kopf" entschieden. Der BVB wird den Traditionsklub und ehemaligen Bundesligisten nicht unterschätzen - allein schon aufgrund der mehr als angespannten Personalsituation.

Abschließend gilt wie immer - egal ob Sieg oder Niederlage - ohnehin ausschliesslich das Eine:
NUR  DER  BVB  !!


DIE STATISTIK

1. FSV Mainz 05: Karius – Pospech, Bell, Noveski, Park - Geis, Soto - Polter, Zimling, Müller – Okazaki
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Sokratis, Friedrich, Durm – Blaszczykowski, Bender, Großkreutz – Aubameyang, Lewandowski, Reus
Einwechselungen: 46. Choupo-Moting für Müller, 63. Malli für Zimling, 89. Saller für Polter - 32. Sahin für Bender, 46. Kehl und Mkhitaryan für Reus und Blaszczykowski
Tore: 0:1 Aubameyang (70., dir. Freistoß), 1:1 Choupo-Moting (74., Foulelfmeter, Piszczek an Malli), 1:2 Lewandowski (78., Handelfmeter, Soto), 1:3 Lewandowski (90.+4, Foulelfmeter, Karius an Durm)
Schiedsrichter: Aytekin (Oberasbach)
Rote Karte: Soto (77., Handspiel)
Gelbe Karte: Bell
Zuschauer: 34.000 (ausverkauft)


DIE STIMMEN ZUM SPIEL

Freunde seit über 20 Jahren: Klopp und Heidel (Foto:kicker)
Jürgen Klopp: Ich bin total glücklich über das Ergebnis und mit der Spielentwicklung aus total veränderten Situationen heraus. Das war eine ganz große kämpferische Leistung. Mehr habe ich nicht erwartet, mehr hätte der gut organisierte Gegner auch nicht zugelassen, weil er bissig und griffig war. Das hat richtig Qualität, was uns hier entgegengetreten ist. Dass es hier eng werden und der Gegner Möglichkeiten bekommen würde, das Spiel zu entscheiden, ist der Klasse von Mainz 05 geschuldet und war zu erwarten. An einem Sahnetag kann jeder, an einem schwierigen Tag  muss man das es erst einmal hinkriegen. Es war ein enges Spiel, das wir für uns entschieden haben. Wir haben zur Pause unser Wechselkontingent komplett erschöpft – das ist in dieser Saisonphase kein gutes Zeichen. Wir gewinnen mit einem Außenverteidiger, der sechs Monate lang nicht gespielt hat, und mit einem Innenverteidiger, der fast acht Monate komplett raus war. Ein Riesenkompliment an beide. Wir fahren glücklich nach Hause.

Lukasz Piszczek: „Ich glaube, man hat gesehen, dass es bei mir noch nicht ganz für komplette 90 Minuten reicht. Trotzdem bin ich natürlich zufrieden mit dem Sieg; die drei Punkte sind sehr wichtig. Es war ein Erfolg des Willens, denn Mainz hat ohne Ende gekämpft.

Pierre-Emerick Aubameyang: „Ich lege fast jeden Tag nach dem Training noch eine Extraschicht ein und übe zusammen mit Marco Reus Freistöße. Im Pokalspiel in München habe ich das erste Mal die Möglichkeit bekommen, einen Freistoß zu schießen, damals ging er noch an die Latte. Heute hat er dann perfekt gepasst, darüber freue ich mich natürlich riesig.“

Sven Bender: „Ich hatte muskuläre Probleme und bin deshalb ausgewechselt worden. Ich hatte kein gutes Gefühl während des Spiels. Wenn ich weitergespielt hätte, dann hätte es wohl irgendwann „peng“ gemacht und es wäre etwas Schlimmes passiert. Von daher war es sicherer für mich, das Spiel zu beenden.“

Zweikampf zwischen "Kuba" und Elkin Soto (Foto:kicker)
Henrikh Mkhitaryan: „Das war ein sehr schwieriges Spiel, weil die Mainzer richtig gut gespielt und uns das Leben sehr schwer gemacht haben. Sie haben sehr kompakt gestanden und uns teilweise heftig unter Druck gesetzt. Das Wichtigste war, dass wir in der zweiten Halbzeit unser Spiel umgestellt haben. So konnten wir gewinnen, darüber sind wir sehr glücklich.“

Sebastian Kehl: „Die Mainzer haben es uns sehr, sehr schwer gemacht. Sie waren sehr aggressiv, haben gut verteidigt und ein sehr hohes Laufpensum abgespult. Dadurch haben sie uns alles abverlangt. In der zweiten Halbzeit haben wir dann aber insgesamt besser und engagierter agiert, von daher haben wir am Ende wohl auch verdient gewonnen.“

Robert Lewandowski: „Es war kein einfaches Match. Wir haben auch nicht optimal gespielt. Am Ende zählen aber die drei Punkte. Nach so einem Spiel freut man sich darüber umso mehr.“

Manuel Friedrich: „Ich bin sehr glücklich über den Sieg. Mein Timing und meine Antizipationsfähigkeiten sind schon fast wieder auf dem alten Level. Natürlich haben wir heute nach dem Spiel einiges zu analysieren, aber am Ende zählen hier die drei Punkte.“
 

MEINE BVB-NOTEN

Weidenfeller (2), Piszczek (4,5), Friedrich (4,5), Sokratis (1,5), Durm (3), Blaszczykowski (4), Bender (3,5), Großkreutz (3), Aubameyang (3), Reus (3,5), Lewandowski (2,5), Sahin (3,5), Mkhitaryan (3,5), Kehl (3,5).

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