Sonntag, 8. Dezember 2013

0:1 - "Bittere Pille" für den BVB

Zweite Heimpleite in Folge - Sahin / Bender verletzt - Spahic und Sokratis "fliegen"
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geschrieben von Markus Flügel
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Im Bundesliga-Spitzenspiel der Bayern-Verfolger verabreichte Bayer Leverkusen dem BVB am Abend gleich mehrere "bittere Pillen". Bei ihrem 1:0-Sieg entführte die Werkself vor 80.645 Zuschauern nicht nur drei Punkte aus dem ausverkauften Westfalenstadion. Vielmehr als die Niederlage schmerzen Borussia Dortmund die erneuten verletzungsbedingten Auswechslungen von Nuri Sahin und Sven Bender. Zu allem Überfluss erhielt Innenverteidiger Sokratis auch noch die Gelb-Rote Karte und wird seiner Mannschaft nächsten Samstag in Hoffenheim fehlen. An diesem "gebrauchten" Abend hatte sich wirklich alles gegen den BVB verschworen.

PERSONAL

Neben den Langzeitverletzten verzichtete Jürgen Klopp zunächst auch auf den nicht hundertprozentig einsatzfähigen Marco Reus. Dagegen konnte der BVB-Coach auf die nach dem Pokalspiel in Saarbrücken  angeschlagenen Bender und Sahin von Beginn an zurückgreifen. Bei Leverkusen fehlte Nationalspieler Sidney Sam wegen eines Muskelfaserrisses.

SPIELVERLAUF

Son auf dem Weg zum 0:1 (Foto: kicker)
Die ersten Minuten der Partie gehörten dem BVB. Beherzt und mit viel Tempo kamen die Schwattgelben schnell zu einigen "Halbchancen" durch Lewandowski, Mkhitaryan und Sokratis. Leverkusen fand jedoch alsbald ins Spiel und machte den Gastgebern das Leben durch ihre aggressive Zweikampfführung sehr schwer. Zudem errichteten die Gäste ca. 30 Meter vor ihrem Tor einen dichten Abwehrriegel und stellten den BVB damit vor große Probleme. Einen katastrophalen Fehlpaß von Friedrich nutzte Bayer dann in der 18. Minute zum Führungstreffer durch Son. In der Folge machte sich im Spiel des BVB eine immer größer werdende Nervosität breit. Zudem fehlte es den Angriffen der Borussia an Zielstrebig- und Genauigkeit. Bis zur Pause hatte lediglich Lewandowski in der 30. Minute so etwas wie eine Torchance. In der 31. Minute versäumte es Son, die Gästeführung weiter auszubauen, als er am überragend reagierenden Weidenfeller scheiterte.

Nach dem Wechsel kam immer mehr Gift und Galle in das Verfolger-Duell. Darunter litt logischerweise zunehmend die Qualität des Spiels. Zwar gelang es der Borussia, die Gäste in deren Strafraum regelrecht einzuschnüren. Zu klaren Torchancen kamen die Schwattgelben jedoch nicht. Ihr Spiel litt weiterhin unter fehlender Entschlossenheit und Genauigkeit.
Son schießt zum 0:1 ein (Foto: kicker)
Einzig ein Blaszczykowski-Freistoß sorgte in der 51. Minute für Gefahr. Als sich Sven Bender in der 59. Minute so sehr verletzte, daß er gegen Reus ausgewechselt werden mußte, nahm das Spiel nochmals an Hitzigkeit zu und an Qualität weiter ab. Der beiderseitige Spielfluss kam nun fast vollständig zum Erliegen. Beide Mannschaften verstrickten sich zunehmend in unnötige Nickeligkeiten. In der 80. Minute mußte Leverkusens Spahic nach einem Foul an Lewandowski und einer Tätlichkeit an Mkhitaryan mit roter Karte vom Platz. Kurz danach ein weiterer Schockmoment für den BVB. Sahin knickte ohne Verschulden eines Gegenspielers um und mußte verletzt raus. In der 86. Minute hatte Borussia dann erst durch Lewandowski und im Anschluss durch Reus die finalen Chancen auf den Ausgleich. Beide Borussen scheiterten jedoch an Bayer-Keeper Leno.
In der Nachspielzeit ließ sich der bereits verwarnte Sokratis dann noch zu einer völlig unnötigen Unsportlichkeit hinreißen und sah folgerichtig die gelb-rote Karte. Leverkusen brachte das Ergebnis schließlich über die Zeit.

ANALYSE / MEINUNG / FAZIT

Bruderduell: Sven und Lars Bender (Foto: kicker)
Selten hat man Borussia Dortmund in einem Heimspiel so ratlos erlebt. Der BVB fand gegen die keineswegs destruktiven, jedoch taktisch hervorragend eingestellten Leverkusener kein Mittel, das eigene Spiel durchzusetzen. Dabei mangelte es der Klopp-Elf weder an der nötigen Leistungsbereitschaft noch am Einsatzwillen. Das Bemühen war den Schwattgelben auf keinen Fall abzusprechen. Doch fehlte es dem Spiel des BVB sowohl an Struktur und Ideen als auch an Zielstrebigkeit, Entschlossenheit und Genauigkeit. Zudem verlor Dortmund entschieden zu viele Zweikämpfe im Zentrum.

Gegen einen so starken Gegner wie Bayer machte sich das Fehlen von Hummels und Gündogan auf eine frappierende Art und Weise bemerkbar. Lassen sich gegen Gegner wie Mainz und Saarbrücken Mängel im Aufbauspiel noch durch die individuelle Klasse anderer Spieler kaschieren, reicht das momentan vorhandene Spielermaterial gegen Topmannschaften wie Leverkusen und zwei Wochen zuvor Bayern München nicht zwingend aus. Leverkusen erkannte frühzeitig das im Dortmunder Kreativzentrum herrschende Vakuum (Sahin und Mkhitaryan ohne Wirkung) und attackierte permanent,in Person von Kiessling und Son, die ballführenden Innenverteidiger des BVB. Diese wurden dadurch immer wieder zu langen Bällen auf den manchmal bemitleidenswerten Lewandowski gezwungen, der sich ein ums andere Mal der "liebevollen"  Betreuung mehrer Bayer-Verteidiger ausgesetzt sah. Das sonst so gefürchtete Kombinationsspiel der Borussia kam so nie wirklich in Schwung. Bezeichnenderweise fiel Leverkusens Führung aus einer Situation, in der Friedrich mit einem Flachpass das  Spiel eröffnen wollte - was ihm dann prompt auf eine katastrophale Art und Weise misslang.

BVB-Schock: Bender verletzt raus (Foto: kicker)
Den lobenswerten Dortmunder Versuchen, die Angriffe mit zunehmender Spieldauer mehr und mehr über die Außen vorzutragen, fehlte es leider meistens am nötigen Durchsetzungsvermögen. Wenn dann mal eine brauchbare Flanke in den Gästestrafraum segelte, fehlte dort der entsprechende schwattgelbe Abnehmer.

Es bleibt festzuhalten, daß Borussia die permanent anfallenden und immer wieder neu auftretenden verletzungsbedingten Ausfälle nicht dauerhaft kompensieren kann. In vielen Spielen reicht die individuelle Klasse einiger Spieler zwar, die Punkte einzufahren. Doch gehen die andauernden Umstellungen innerhalb des Teams mittlerweile nicht mehr spurlos an der Mannschaft vorbei. Frühere Automatismen greifen somit zwangsläufig nicht mehr. Der Borussia ist der Substanzverlust - verursacht durch die Langzeitausfälle wichtiger Spieler - deutlich anzumerken.

AUSBLICK

In den noch drei ausstehenden Spielen bis zur Winterpause gilt es für den BVB nochmals alle Kräfte zu mobilisieren. Besonders am Mittwoch in Marseille steht Borussia vor einem extrem richtungsweisenden Spiel. Mit welchem Personal Jürgen Klopp bei Olympique versuchen wird, mit einem Sieg das Achtelfinale der Champions-League zu erreichen, steht noch nicht fest. Allerdings scheinen Sahin und Bender nicht rechtzeitig fit zu werden. Dem nachverpflichteten Friedrich fehlt die Spielberechtigung.

Leno vereitelt Reus` Ausgleichschance (Foto: kicker)
In der Bundesliga hat Borussia den Anschluß nach ganz oben zunächst einmal verloren. Sechs Punkte Rückstand auf Leverkusen, sogar zehn auf Bayern München. Und von hinten drückt mehr und mehr Borussia Mönchengladbach. Die "Fohlen" haben durch ihren Sieg über unsere heißgeliebten blau-weißen Nachbarn punktemäßig zum BVB aufgeschlossen. Für Dortmund gilt es nun, den dritten Platz in die Winterpause zu bringen. Dazu dürften jedoch zwei Siege in Hoffenheim und gegen Hertha BSC notwendig sein.

Beim Trainingsstart im Januar kann Jürgen Klopp dann hoffentlich wieder auf einige der so schmerzlich vermissten Leistungsträger zurückgreifen. Ein gesunder Hummels und ein fit zurückkehrender Gündogan werden dem BVB mehr als gut tun. Wichtig ist nun erst einmal, mit einem Weiterkommen in der CL und möglichst zwei Siegen in der Bundesliga die Grundlage  für eine gute und erfolgreiche Rückrunde auf nationaler wie internationaler Ebene zu schaffen.

Vertrauen und unterstützen wir unsere Jungs bei den noch anstehenden letzten Aufgaben dieses Jahres. So oder so jedoch ist ohnehin klar: NUR  DER  BVB  !!

Die Pressekonferenz nach dem Spiel (präsentiert von SportLive Dortmund)



DIE STATISTIK

Borussia Dortmund: Weidenfeller - Großkreutz, Sokratis, Friedrich, Durm – Sahin, S. Bender – Blaszczykowski , Mkhitaryan, Aubameyang – Lewandowski
Bayer Leverkusen: Leno - Donati, Toprak, Spahic, Can - L. Bender, Rolfes, Castro – Hegeler, Kießling, Son
Einwechselungen: 63. Reus für S. Bender, 67. Hofmann für Blaszczykowski, 82. Piszczek für Bender - 78. Kruse für Hegeler, 82. Wollscheid für Son, 89. Kohr für Castro
Tor: 0:1 Son (18., Castro)
Schiedsrichter: Meyer (Burgdorf)
Rote Karte: Spahic (80., grobes Foulspiel)
Gelb-Rote Karte: Sokratis (90.+2, wiederholtes Foulspiel)
Gelbe Karten: - Hegeler, Can, Castro, Wollscheid
Zuschauer: 80.645 (ausverkauft)

DIE STIMMEN ZUM SPIEL

Nicht zu beneiden: Jürgen Klopp (Foto: kicker)
Jürgen Klopp: "Wenn man Leverkusen schlagen will, muss man richtig gut sein - und das waren wir heute nicht. Aber das 0:1 ist angesichts der Verletzungen von Manni und Nuri eigentlich das kleinste Problem heute. Wir haben gesehen, dass wir dem Gegner in den paar guten Phasen, die wir hatten, Probleme bereiten konnten. Die letzte Konsequenz hat aber gefehlt“

Roman Weidenfeller: "Wenn man sich den Spielverlauf anschaut, dann haben wir verdient verloren. Wir haben den Ball zu Beginn ordentlich laufen lassen, dann aber deutlich nachgelassen. Wir hatten zu wenig Tempo in unseren Aktionen, waren im Zweikampfverhalten nicht gut, und auch in der Luft war es schwierig. Dementsprechend haben wir die Punkte abgegeben."

Reinhard Rauball: "Leverkusen hat in der ersten Halbzeit ein überragendes Auswärtsspiel abgeliefert. Sie waren sehr gut auf uns eingestellt, was zur Folge hatte, dass wir nie richtig ins Spiel gefunden haben. Gefährliche Szenen kann man bei uns an einer Hand ablesen, und das ist zu wenig, um gegen eine Mannschaft wie Bayer Leverkusen zu gewinnen."

Sokratis gegen Kießling (Foto: kicker)
Robert Lewandowski: "Wir haben nicht gut gespielt und verdient verloren. Wir befinden uns zur Zeit in einer sehr schwierigen Situation. Viele Spieler sind verletzt, heute sind noch zwei hinzugekommen. Aber wir dürfen den Kopf jetzt nicht in den Sand stecken und müssen die Niederlage abhaken. Am Mittwoch haben wir in der Champions League ein sehr wichtiges Spiel, darauf gilt es sich jetzt zu konzentrieren."

Sokratis: "Die Gelb-Rote Karte war ganz eindeutig mein Fehler, da gibt es nichts zu diskutieren. Ich muss mich in der Situation zusammenreißen. Aber ich denke, man muss auch ein bisschen Verständnis für die Spieler aufbringen. Wenn man die letzten zehn Spielminuten betrachtet, wurde das Spiel so oft unterbrochen, dass vielleicht eine Minute davon gespielt werden konnte. Darüber regt man sich dann natürlich auf, trotzdem darf mir das nicht passieren."

Jonas Hofmann: "Wir haben ganz klar die Durchschlagskraft vermissen lassen, gerade vor und im Strafraum haben wir zu fahrlässig agiert. Wenn man so spielt, dann verliert man gegen eine starke Mannschaft, wie Leverkusen sie ist. Das Spiel müssen wir jetzt ganz schnell aus den Köpfen bekommen, denn am Mittwoch steht ein mindestens genauso wichtiges gegen Marseille an."

MEINE BVB-NOTEN
Weidenfeller (2), Großkreutz (3), Sokratis (4), Friedrich (4,5), Durm (3), Sahin (4,5), Bender (3), Blaszczykowski (5), Mkhitaryan (5), Aubameyang (4,5), Lewandowski (3,5), Reus (3,5), Hofmann (4), Piszczek (-).

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