Langsam kann man als BVB-Fan nervös werden. Ruhe bewahren ist sicher eine Tugend, die das schwattgelbe Dreigestirn um Watzke, Zorc und Klopp immer schon ausgezeichnet hat. Aber angesichts des in elf Tagen bevorstehenden Trainingsauftakts, der zahlreichen Abgänge und des Stillstands bei den Neuzugängen, fragt man sich als Anhänger des BVB: worauf wartet Borussia? Vielleicht auf eine eierlegende Wollmilchsau im Sonderangebot?
Schließlich verkündete Aki Watzke vor einigen Tagen, den Kader am 3.Juli zum
Trainingsauftakt weitestgehend komplett haben zu wollen. Davon ist der BVB
jedoch meilenweit entfernt. Außer dem griechischen Nationalspieler
Sokratis konnte Borussia in den vier Wochen seit dem CL-Finale keinen
weiteren Vollzug melden.
Vielmehr beschleicht einen dieser Tage, in denen die Konkurrenz ihre Kader für die neue Saison aufrüstet, das Gefühl, daß sich beim BVB nicht alle Entscheidungsträger bezüglich der zu fahrenden Strategie einig sind.
BVB-Dreigestirn: Zorc, Watzke, Klopp |
Weiter auf kostengünstige und junge, weitgehend unbekannte Spieler setzen? Oder ein gewisses Risiko eingehen und mehrere Top-Spieler zu einem Top-Preis holen?
Anders ausgedrückt: weiterhin zwar national oben mitspielen, aber international zurückfallen? Oder aber Branchenführer Bayern München sowohl national als auch international weiterhin Paroli bieten? Letzteres wäre wünschenswert. Schließlich steht man u.a. bei einem Mats Hummels im Wort, der seinen Vertrag nicht zuletzt erst aufgrund genau dieser Zielvorgabe verlängerte. Und auch Ilkay Gündogan wird nur zu einer Vertragsverlängerung zu bewegen sein, wenn sich abzeichnet, daß Borussia dauerhaft mit den Bayern konkurrieren kann.
Sollte Borussia die kostengünstige Variante bevorzugen, hätte man die jüngst an die Konkurrenz veräußerten Spieler wie Bittencourt, Ginczek, Leitner und Koch behalten und ihnen eine echte Chance geben sollen. Dann hätten Sokratis und ein oder zwei weitere Zugänge gereicht, um dem Kader die nötige Blutauffrischung zuzuführen.
Da sich der BVB jedoch dieser Alternativen selbst beraubt hat, müssen zu den Top-Zugängen weitere Akteure verpflichtet werden, die den Kader auch in der Breite besser aufstellen. Qualität UND Quantität sind also gefragt...aber die Zeit verstreicht und es kommen Zweifel auf, daß der Kader, wenn er denn mal komplett ist, genug Zeit hat, sich einzuspielen.
Die Antwort auf die oben gestellte Strategie-Frage kann also nur lauten: der richtige Mix machts!
Fakt ist: Mario Götzes Verlust muss zwingend mit mindestens einem Top-Spieler kompensiert werden. Ein solcher Top-Spieler aber hat nunmal seinen Preis. Und die Kandidaten, die eine ähnliche Qualität wie Götze für sich beanspruchen können, sind rar gesät.
Isco wäre sicherlich die Ideallösung, aber auch die teuerste Variante. Ca. 35 Mio. Euro soll Malaga als Ablösesumme verlangen. Doch der spanische Jungstar vom FC Malaga steht vor einem Wechsel zu seinem Ex-Trainer Manuel Pellegrini zu Manchester City.
Idealer Götze-Ersatz: Malagas Isco |
Bei Christian Eriksen scheinen Zweifel an dessen Qualität zu bestehen - warum sonst hat ihn der BVB nicht längst verpflichtet?
Kevin de Bruyne schließlich war sich mit dem BVB einig - doch Chelseas neuer/alter Coach Jose Mourinho ließ nun verlauten, dem Belgier keine Freigabe zu erteilen.
Kandidat Nummer vier: Bernard. Das Leichtgewicht vom Zuckerhut gehört momentan zum brasilianischen Kader beim Confed-Cup. Sein Marktwert wird auf zehn Mio. Euro beziffert. Als Dortmunds Interesse bekannt wurde, wurden jedoch plötzlich 25 Mio. Euro Ablöse gefordert.
Seit neuestem verdichten sich die Anzeichen, daß es Borussia auf den bosnischen Nationalspieler Miralem Pjanic vom AS Rom abgesehen hat. Der 23jährige Mittelfeldspieler soll ein Wunschkandidat von Jürgen Klopp sein. Kostenpunkt: ca. 15 Mio. Euro.
Weiteres Gerücht, das aber leider wohl (vorerst) eines bleiben wird: Shinji Kagawa kehrt von Manchester United zurück zum BVB. Der Japaner galt als Lieblingsspieler von Sir Alex Ferguson. Nach dessen Rücktritt ist noch nicht klar, wie sich sein Nachfolger David Moyes die weitere Rolle Kagawas in ManU´s Star-Ensemble vorstellt. Kloppo wird den Draht zu seiner "Entdeckung" sicherlich weiter Aufrecht halten und die Stimmung Kagawas durch regelmäßigen Kontakt ausloten. Vielleicht, um dann im richtigen Moment "zuzuschlagen".
Wer auch immer die "Baustelle" Götze-Nachfolge schließen wird. Fest steht, daß darüberhinaus weitere Löcher im schwattgelben Kader ebenfalls (schnell) geschlossen werden müssen.
Es fehlt weiterhin ein zusätzlicher gestandener Abwehrspieler, der möglichst sowohl innen verteidigen als auch Marcel Schmelzers Position auf der linken Abwehrseite bekleiden kann. Der vom BVB favorisierte Edgar Prib hat sich mittlerweile Hannover 96 angeschlossen.
Auch eine weitere Lewandowski-Alternative sollte verpflichtet werden. Zwar ist der Verbleib des Polen mittlerweile wahrscheinlich, aber längst nicht sicher. Sollte Lewy bleiben, könnte sich der "Neue" im Schatten Lewandowskis an das neue Umfeld gewöhnen und im kommenden Sommer vielleicht dessen Abgang einigermaßen kompensieren. Julian Schieber mag man, bei aller Wertschätzung, dieses schwere Erbe einfach nicht zutrauen.
Und auch im offensiven Mittelfeld wird neben dem potentiellen "Götze-Ersatz" eine weitere Alternative benötigt. Schließlich war eine der Lehren aus der vergangenen Saison, daß das vorhandene Personal in der Breite nicht ausreichte, um ähnlich rotieren zu können wie der große Rivale BayernMünchen. Die ohnehin schon "schmale" Breite ist bisher jedoch aufgrund der teils unverständlichen Abgänge zu einer echten Schmalspur geworden.
Fazit: Borussia Dortmund ist dabei, seine durchaus komfortable finanzielle Situation durch den immer knapper werdenden Faktor Zeit zu verspielen. Denn um die zwingend nötigen Neuzugänge auch rechtzeitig zum Saisonauftakt in Augsburg in Team und Umfeld integriert zu haben, müssen diese so schnell wie möglich präsentiert werden. NOCH sind genug personelle Alternativen (Isco, Dzeko) auf dem Markt. Doch die Zeit verrinnt. Die Uhr tickt momentan gegen den BVB!
Mehr in meinem Blog bei reviersport.de
http://www.reviersport.de/236877---markus-bvb-blog-uhr-tickt-gegen-bvb.html
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