Samstag, 1. Februar 2014

2:1 - Aubameyang sichert erlösenden Arbeitssieg

Im Auftaktspiel des 19. Bundesliga-Spieltags fand Borussia Dortmund in die Erfolgsspur zurück. Der Vizemeister beendete seine Negativserie und kam beim Tabellenletzten Eintracht Braunschweig zu einem "dreckigen" 2:1-Arbeitssieg. Vor 25.540 Zuschauern im ausverkauften Stadion An der Hamburger Straße traf Pierre-Emerick Aubameyang doppelt und Mats Hummels gab nach zehnwöchiger Verletzungspause sein Comeback im Team von Jürgen Klopp. Damit verteidigte der BVB den 3. Platz, der am Saisonende das direkte Ticket für die nächste Champions-League-Saison bedeuten würde.

PERSONAL

Matchwinner: Aubameyang (Foto: kicker)
Gegenüber dem enttäuschenden 2:2 gegen Augsburg veränderte Jürgen Klopp seine Startformation auf zwei Positionen. Mats Hummels feierte nach zehnwöchiger Verletzungspause sein Comeback. Für ihn mußte Sebastian Kehl auf die Bank. Pierre-Emerick Aubameyang spielte für den verletzten Jakub Blaszczykowski.


SPIELVERLAUF

Braunschweig begann frech und selbstbewußt und überraschte den BVB, der in den ersten 30 Minuten kaum ins Spiel fand und im Mittelfeld keinen Zugriff bekam. Die Gastgeber kamen zu einigen gefährlichen Aktionen vor Weidenfellers Gehäuse, Borussias Defensive glich zunächst stellenweise einem Torso. Sahins direkter Freistoß nach einer guten halben Stunde war Dortmunds erste wirklich gefährliche Aktion. Davari hielt überragend, war aber in der 31.Minute machtlos, als Aubameyang einen Doppelpass zwischen Reus und Lewandowski zum Führungstor des BVB veredelte.

Im zweiten Abschnitt schien Borussia die Partie kontrollieren zu können. Reus scheiterte in der 48. Minute an Davari, doch kurze Zeit später gelang der Eintracht der Ausgleich. Kessel verwertete eine Ecke von Hochscheidt und nutzte dabei eine kurze Unachtsamkeit in der BVB-Deckung. Weidenfeller hatte keine Chance.
Dortmund mußte sich kurz schütteln, kam dann aber nach einem tollen Solo von Reus durch Aubameyangs zweiten Treffer zur erneuten Führung. Danach boten sich dem BVB zahlreiche erstklassige Chancen, um die Partie frühzeitig zu entscheiden. Doch Reus (68., 78., 80.), Lewandowski (75., 84.) und Mkhitaryan (89., Pfostenschuß) vergaben teilweise fahrlässig. Zwischenzeitlich verpasste Nielsen in der 85. Minute den Braunschweiger Ausgleich und Bicakcic köpfte in der Nachspielzeit an den Pfosten. Borussia feierte am Ende einen "dreckigen" aber nicht unverdienten Arbeitssieg.


ANALYSE / MEINUNG

Zweikampf Dogan/Lewandowski (Foto: kicker)
Da war es wieder. Stellenweise blitzte das bis vor kurzem noch so atemberaubende Kurzpass- und Kombinationsspiel des BVB auf. Immer noch zu selten, letztlich aber entscheidend für Borussias knappen Arbeitssieg. Beide Treffer des BVB fielen nach schnell und schnörkellos vorgetragenen Angriffen der Klopp-Elf, in denen die Mannschaft endlich wieder zeigte, was eigentlich in ihr steckt.

Mit der Rückkehr von Mats Hummels gewann die Defensive zwar nicht entscheidend an Sicherheit, doch zeigte der Nationalspieler in einigen Situationen, wie wichtig allein seine Anwesenheit für die Mannschaft ist. Auch in der Spieleröffnung waren gute Ansätze zu erkennen, mit Vorstößen hielt sich Hummels aber noch merklich zurück. Verständlich nach einer so langen Pause.
Nebenmann Sokratis war in Zweikämpfen gewohnt kompromisslos und kaum zu überwinden, versuchte jedoch eigene Angriffe zu oft mit langen Bällen einzuleiten. Großkreutz spielte rechts absolut solide, während Schmelzer auf der Gegenseite noch immer meilenweit von der Form entfernt ist, die ihn zum Nationalverteidiger machte. "Schmelle" war zu oft unentschlossen in der Defensive, seine Offensivaktionen wirkten nervös und blieben wirkungslos.

Im Mittelfeld wechselten sich Licht und Schatten ab wie ein außer Kontrolle geratener Ping-Pong-Ball. Sahin und Bender erledigten ihre Aufgaben als Staubsauger vor der Abwehr ab der 30. Minute sehr gut. Bis dahin jedoch fanden beide keinen Zugriff und konnten Braunschweigs stellenweise frech vorgetragene Angriffe in ihrer Entstehung so gut wie nie unterbinden. Mit zunehmender Spieldauer fand jedoch besonders Sahin defensiv besser ins Spiel, ohne jedoch entscheidende Impulse in der Offensive setzen zu können.
Das gelang auch Henrikh Mkhitaryan erneut viel zu selten. Zwar deutete der Armenier einmal mehr sein unbestritten großes Können an, konnte die bekannten Schwächen jedoch auch an diesem Abend nicht abstellen. Viel zu oft verpasste "Miki" den richtigen Moment des Abspiels oder verzettelte sich in Einzelaktionen.

Großkreutz verfolgt Nielsen (Foto:kicker)
Besser machte es diesmal Marco Reus, der nicht nur an beiden Toren direkt beteiligt war. Auch sonst war der Nationalspieler ein Aktivposten, vergab aber leider erneut mehrere große Torchancen. Den krassen Gegensatz zu Reus personifizierte Pierre-Emerick Aubameyang. Der Gabuner tauchte eigentlich die kompletten neunzig Minuten unter, erzielte jedoch beide Tore. Somit wurde Aubameyang zu Dortmunds "unsichtbarem" Matchwinner. Beeindruckend seine Kaltschnäuzigkeit und Coolness, mit der er Braunschweigs überragenden Keeper Davari aus spitzem Winkel zum 2:1 überwand.

In vorderster Front beeindruckte Robert Lewandowski einmal mehr durch seine überragenden technischen Fähigkeiten und seinem Einsatz fürs Team. "Lewy" war nahezu an allen Dortmunder Offensiv-Aktionen beteiligt und setzte seine nachrückenden Nebenleute oft hervorragend in Szene, zeigte aber wie schon in den letzten Spielen für ihn untypische Schwächen im Abschluß.


FAZIT / AUSBLICK

Der "schmutzige" Arbeitssieg könnte die Blockade in den Köpfen der Dortmunder Spieler lösen und ist ein wichtiges Erfolgserlebnis auf dem Weg zurück zu alter Stärke. Stellenweise war in Braunschweig der "alte" BVB zu bewundern. Immer wenn es den Schwattgelben gelang, ihr einst so gefürchtetes schnelles Umschalt- und Kombinationsspiel aufzuziehen, kam die Klopp-Elf zu gefährlichen Abschluß-Aktionen. Leider überwogen aber erneut wieder viele Ballverluste und Abspielfehler im Aufbau des BVB.  Diesmal aber hielten die Klopp-Schützlinge mit voller Leidenschaft dagegen und bekamen mit zunehmender Spieldauer immer mehr Zugriff aufs Braunschweiger Mittelfeld.

Aubameyang trifft zum 0:1 (Foto: kicker)
Beinahe wären der Borussia aber einmal mehr weitere zuletzt gezeigte Schwächen abermals zum Verhängnis geworden. Zum einen präsentierte sich die Defensive teilweise löchrig wie ein Schweizer Käse. Daß es bei nur einem Gegentor blieb, lag an der Abschlußschwäche der Eintracht und am sicheren und soliden Roman Weidenfeller. Zum anderen vergab der BVB zahlreiche hundertprozentige Torchancen und verpaßte wie schon so oft in dieser Saison eine frühzeitige Entscheidung. Auch an der präziseren Ausführung eigener Standardsituationen müssen die Schwattgelben dringend weiterhin intensiv arbeiten.

Insgesamt macht der Auftritt in Braunschweig aber Mut für die Zukunft. Der "Patient" BVB scheint auf dem Weg der Besserung. Die Mannschaft steckte den Ausgleich der Gastgeber sofort weg, erzielte schnell die erneute Führung und drängte fortan entschlossen und zielstrebig auf die endgültige Entscheidung. Die blieb zwar aus, doch mit der Rückkehr zu aggressiverem Zweikampfverhalten (ab der 30. Minute) legte Borussia den Grundstein zum Weg aus der Krise.

Am kommenden Wochenende reisen die Schwattgelben erneut in den Norden. Mit Werder Bremen wartet ein Auswärtsgegner, dessen Spielweise dem BVB eigentlich in die Karten spielen müßte. Nach einer bevorstehenden konzentrierten Trainingswoche sollte Dortmund sich im Weserstadion erneut steigern können und den in Braunschweig eingeschlagenen sportlichen Konsolidierungskurs fortsetzen.

Bis dahin verbleibe ich mit schwattgelben Grüßen.  NUR DER BVB !!


DIE STATISTIK

Eintr. Braunschweig: Davari – Kessel, Bicakcic, Dogan, Reichel – Elabdellaoui, Theuerkauf, Boland, Hochscheidt - Nielsen, Ademi
Borussia Dortmund: Weidenfeller – Großkreutz, Sokratis, Hummels, Schmelzer – Sahin, Bender –Aubameyang, Mkhitaryan, Reus - Lewandowski
Einwechselungen: 67. Bellarabi für Ademi, 73. Kumbela für Elabdellaoui, 78. Pfitzner für Boland - 83. Piszczek für Großkreutz, 90. Kehl für Bender, 90.+3 Ducksch für Mkhitaryan
Tore: 0:1 Aubameyang (31., Lewandowski), 1:1 Kessel (54., Ecke Hochscheidt), 1:2 Aubameyang (65., Reus)
Schiedsrichter: Fritz (Korb/Württ.)
Gelbe Karte: - Mkhitaryan
Zuschauer: 25.540 (ausverkauft)


DIE STIMMEN ZUM SPIEL

Engagiert wie immer: Jürgen Klopp (Foto: kicker)
Jürgen Klopp: „Wir sind überglücklich über diesen Sieg, den wir uns brutal hart erkämpfen mussten. Wenn wir die Sicherheit haben, hauen wir die Bälle auch rein. Aber weil uns die Ergebnisse fehlten, fehlte eben auch die Sicherheit in unseren Abschlussaktionen.So viele dreckige Siege haben wir in unserer gemeinsamen Zeit in Dortmund noch nicht gehabt. Dieser war einer. Aber das lag auch daran, weil wir unsere Riesenchancen nicht verwertet haben. Wir hatten eine Fülle an Torchancen. Davari hat unfassbar gut gehalten. Am Ende haben wir zwei von unseren vielen Chancen rein gemacht. Braunschweig hat bemerkenswert stark Fußball gespielt, leidenschaftlich verteidigt. Wir haben die Braunschweiger Eckballvarianten vor dem Spiel thematisiert und den Spielern mehrfach gezeigt. Trotzdem rutscht der Ball durch und ist drin. Das 1:1 dreht die Atmosphäre im Stadion. Dann wird es hart. Wenn man nicht hundertprozentig in der Spur ist, muss man sich zurückkämpfen. Das geht auch über dreckige Siege. Weiter geht’s. Beide Tore waren sensationell gut herausgespielt. Es waren weitere Momente dabei, wo wir die Situationen überragend ausgespielt haben und nicht zu verteidigen waren. Leider haben wir zu wenige Chancen genutzt, und wenn man die Möglichkeiten auslässt, bleibt der Gegner am Leben. Und er kommt dann zurück. Wir haben dagegengehalten.

Roman Weidenfeller: „Es war ein schmutziger Sieg. Dass es kein gutes Spiel war, wissen wir auch. Aber auf diesen Sieg können wir aufbauen! Wir haben gewonnen, und das ist das Wichtigste. Braunschweig hat sich mit aller Macht gegen die Niederlage gestemmt. Wir haben noch einiges zu verbessern. Uns passiert immer noch der eine oder andere Lapsus oder Konzentrationsfehler. Daran müssen wir arbeiten.Mats Hummels Rückkehr ins Team war ganz wichtig. Er ist ein entscheidender Bestandteil unserer Mannschaft. Mit ihm konnten wir die Bälle viel besser von hinten herausspielen."


MEINE BVB-NOTEN
Weidenfeller (2,5), Großkreutz (3), Sokratis (3), Hummels (3), Schmelzer (4,5), Sahin (3), Bender (3,5), Aubameyang (3), Mkhitaryan (4), Reus (3), Lewandowski (2,5), Piszczek (-), Kehl (-), Ducksch (-).

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