Borussia Dortmund hat das Auswärtsspiel am 23. Bundesliga-Spieltag verloren. Der Vizemeister unterlag vor 57.000 Zuschauern in der ausverkauften Imtech-Arena dem krisengeschüttelten Hamburger SV völlig verdient mit 0:3. Dabei war weniger die Niederlage an sich als vielmehr das Zustandekommen mehr als enttäuschend. Ideenlos, blutleer, farblos - die Schwattgelben zeigten eine ihrer schwächsten Leistungen der vergangenen Monate und erwiesen sich als unerwarteter Aufbauhelfer für die zuletzt vogelwilden Norddeutschen, bei denen Mirko Slomka somit ein gelungenes Debut als Chefcoach feiern konnte.
Gegenüber den beiden Duellen mit Eintracht Frankfurt änderte Jürgen Klopp seine Startformation auf einer Position. Der wiedergenesene Sven Bender verdrängte Sebastian Kehl und besetzte die zweite Sechser-Position neben Nuri Sahin. Für Marco Reus kam ein Einsatz von Beginn an zu früh. Der Nationalspieler nahm zunächst auf der Bank Platz. Mats Hummels stand wegen Trainingsrückstands noch nicht wieder im Kader. Subotic, Gündogan und Blaszczykowski fehlten weiterhin verletzt.
SPIELVERLAUF
Das Spiel begann völlig zerfahren. Dem HSV merkte man das fehlende Selbstvertrauen zunächst an, der seltsam lethargische BVB verzeichnete ungewohnt viele leichtfertige Ballverluste. Die wesentlich kompakter als zuletzt agierende HSV-Deckung hatte mit den ideenlosen Angriffsbemühungen der Dortmunder kaum ernsthafte Probleme. Bezeichnenderweise resultierte die einzige Tormöglichkeit des BVB im ersten Durchgang aus einem Distanzschuß von Mkhitaryan (19. Minute). Der Tabellenvorletzte kam zwar ebenfalls zu keinen hochwertigen Torchancen, gewann aber von Minute zu Minute die Oberhand im Mittelfeld. Die Folge war das vielumjubelte 1:0 durch Jiraceks Kopfball in der 42. Minute. Friedrich und Schmelzer hatten zuvor mit fast stümperhaftem Zweikampfverhalten Lasogga nahezu ungestört zum Flanken kommen lassen.
In der Pause reagierte Jürgen Klopp auf den blutleeren Auftritt seiner Mannschaft und brachte Reus für Bender. Die durch das 1:0 immer selbstbewußter auftretender Hamburger zerstörten jedoch mit aggressivem Zweikampfverhalten schon im Ansatz jeden Versuch der Schwattgelben, deren gefürchtetes Kombinationsspiel aufzuziehen. Nachdem Aubameyang in der 55. Minute von Glück sprechen konnte, nach einem unmotivierten Einsteigen gegen Arslan nicht die rote Karte gesehen zu haben, nutzte der HSV einen völlig unnötigen Ballverlust Nuri Sahins zum vorentscheidenden 2:0 (58. Minute). Arslan legte für Lasogga vor, der freistehend gegen Weidenfeller einnetzte.
Friedrich gegen Lasogga (Foto:kicker) |
Die enttäuschende Leistung des zuletzt bärenstarken BVB lässt eigentlich nur einen Schluß zu. Trotz aller Warnungen Jürgen Klopps im Vorfeld der Partie haben die Borussen den HSV unterschätzt. Manuel Friedrichs Kommentar nach Schlußpfiff unterstreicht diesen Erklärungsansatz. "Man kann ein Bundesligaspiel nunmal nicht im Vorbeigehen gewinnen", ließ der Innenverteidiger mit wohltuender Selbstkritik seiner Enttäuschung freien Lauf. Damit haben die Schwattgelben in fast fahrlässiger Art und Weise nicht nur den Sprung auf Platz zwei verpasst. Vielmehr hat es die Klopp-Elf versäumt, den Abstand auf die nachrückenden Konkurrenten zu halten bzw. zu vergrößern.
Zweikampf Badelj / Lewandowski (Foto: kicker) |
Nun heißt es für den BVB, kurz die selbst verursachten Wunden zu lecken und sich ab Sonntag konzentriert auf das bevorstehende Achtelfinal-Hinspiel der Champions League in St. Petersburg vorzubereiten. Dort müssen die Schwattgelben unbedingt an die Leistungen der vergangenen Wochen anknüpfen, um sich eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel in Dortmund zu verschaffen.
Die Pressekonferenz nach dem Spiel mit Jürgen Klopp (präsentiert von "BVB total")
Die Pressekonferenz nach dem Spiel mit Jürgen Klopp (präsentiert von "BVB total")
DIE STATISTIK
Hamburger SV: Adler – Westermann, Djourou, Rajkovic, Jansen – Badelj, Arslan – Rincon, Calhanoglu, Jiracek – Lasogga
Borussia Dortmund: Weidenfeller – Piszczek, Friedrich, Sokratis, Schmelzer – Sahin, Bender – Aubameyang, Mkhitaryan, Großkreutz – Lewandowski
Einwechselungen: 86. Zoua für Lasogga - 46. Reus für Bender, 67. Ducksch für Lewandowski, 75. Hofmann für Großklreutz
Tore: 1:0 Jiracek (42., Lasogga), 2:0 Lasogga (58., Arslan), 3:0 Calhanoglu (90.+1, dir. Freistoß)
Schiedsrichter: Dr. Brych (München)
Borussia Dortmund: Weidenfeller – Piszczek, Friedrich, Sokratis, Schmelzer – Sahin, Bender – Aubameyang, Mkhitaryan, Großkreutz – Lewandowski
Einwechselungen: 86. Zoua für Lasogga - 46. Reus für Bender, 67. Ducksch für Lewandowski, 75. Hofmann für Großklreutz
Tore: 1:0 Jiracek (42., Lasogga), 2:0 Lasogga (58., Arslan), 3:0 Calhanoglu (90.+1, dir. Freistoß)
Schiedsrichter: Dr. Brych (München)
Gelbe Karten: Rincon, Zoua - Aubameyang, Reus
Zuschauer: 57.000 (ausverkauft)
Zuschauer: 57.000 (ausverkauft)
HIER SPRICHT KLOPPO
„Glückwunsch an den HSV für einen hochverdienten Sieg, den wir uns sowas von selbst eingebrockt haben. Mirko hat seiner Mannschaft Sicherheit und ein taktisches Korsett gegeben. Die fußballerische Leichtigkeit war auch beim Gegner zu Beginn nicht da. Aber er hat gut gestanden, die Räume eng gemacht und Glück gehabt, dass er auf einen Kontrahenten traf, der dieses Tempo mitgenommen hat, ohne mal eine Tempoverschärfung hereinzubringen. Das Spiel ist so hingeplätschert, bis der HSV ein Tor geschossen hat, das wir uns selbst eingebrockt haben. Wir wollten in der Halbzeitpause alles ändern. Wir haben das System gewechselt und wurden auch etwas lebendiger. Hamburg hat gekämpft, wir haben auch gekämpft, aber wir sind spielerisch nicht zu Potte gekommen. Auch nach dem 0:2 hätten wir noch etwas drehen können. Aber letztlich haben wir nicht die Berechtigung erwirkt, hier etwas mitzunehmen. Es war ein sehr bescheidenes Spiel von uns.“
MEINE BVB-NOTEN
Weidenfeller (4), Piszczek (4,5), Sokratis (4,5), Friedrich (4), Schmelzer (4), Sahin (4,5), Bender (4,5), Aubameyang (5,5), Mkhitaryan (4,5), Großkreutz (3,5), Lewandowski (5,5), Reus (4,5), Ducksch (-), Hofmann (-).
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