Dienstag, 25. Februar 2014

4:2 - Spektakulärer BVB deklassiert Zenit

Mit einem wahren Turbo-Start zog Borussia Dortmund im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League Zenit St. Petersburg bereits früh den Zahn. Nach nur fünf Minuten führten die Schwattgelben vor 15.000 Zuschauern im Stadion Petrovski mit 2:0 und ebneten damit im Eiltempo den Weg zu einem hochverdienten 4:2-Sieg. Dadurch hat sich der BVB eine hervorragende Ausgangssituation für das Rückspiel im Westfalenstadion geschaffen und die Tür zum Viertelfinale weit aufgestoßen.


Harmonierten prächtig: Reus und Großkreutz (Foto: kicker)
PERSONAL

Dem BVB fehlten mit Bender, Subotic, Gündogan, Blaszczykowski und Hummels fünf Akteure aus dem letztjährigen CL-Finale. Auf Mats Hummels, der zwar am Abschlußtraining teilnahm, verzichtete Jürgen Klopp vorsichtshalber. Der Coach wollte beim Nationalspieler das Risiko eines zu frühen Einsatzes nicht eingehen. Gegenüber der Partie beim HSV rückten Kehl für den für zehn Wochen ausfallenden Bender und Reus für den in Hamburg völlig indisponierten Aubameyang in die Startelf.


SPIELVERLAUF

Dortmund war sofort anzumerken, daß man die Schmach von Hamburg vergessen machen wollte. Bereits nach fünf Minuten war die Partie vorentschieden, denn der BVB legte von Beginn an den Turbo ein und überrannte die völlig verdutzt wirkenden Gastgeber. Mkhitaryan (4.) und Reus (5.) veredelten zwei lehrbuchhafte Angriffe. Beim 0:1 nahm Reus eine Hacken-Vorlage von Lewandowski zum Anlass, in den Strafraum der Gäste einzudringen. Trotz Bedrängnis kam der Ball zu Mkhitaryan, der zur Dortmunder Führung einnetzte. Vertauschte Rollen dann beim 0:2. Mkhitaryan paßt von rechts zu Großkreutz, dessen "Ableger" Reus zur frühen Vorentscheidung eiskalt vollstreckte.
Zenit erholte sich bis zur Pause nicht von diesem Schock und mußte den Gästen die komplette erste Halbzeit überlassen. Dortmund dominierte in allen Belangen, konnte das Ergebnis aber zunächst nicht ausbauen.

Mkhitaryans Führungstor zum 0:1 (Foto: kicker)
Nach dem Wechsel wieder ein Turbo-Start der Klopp-Elf, diesmal jedoch ohne zählbaren Erfolg. Zenit hielt nun mit aggressiverer Zweikampfführung und entschlosseneren Offensiv-Aktionen deutlich besser dagegen als im ersten Durchgang und wurde belohnt. Nach einem unnötigen Ballverlust von Sokratis entwickelte sich eine unübersichtliche Situation im BVB-Strafraum. Shatov nutzte die allgemeine Verwirrung aus und brachte seine Mannschaft auf 1:2 heran (57. Minute). Doch Dortmund blieb eine Antwort nicht lange schuldig. Nur vier Minuten später schloß Lewandowski einen Konter nach toller Piszczek-Vorarbeit zum 1:3 ab (61. Minute).

Danach schaltete Borussia einen Gang zurück. Dadurch kam Zenit erneut stärker auf und durch Hulks zweifelhaften Foulelfmeter zum neuerlichen Anschlußtor (69. Minute). Duplizität der Ereignisse: Wie nach dem Gegentor zum 1:2 reagierte der BVB erneut eiskalt und kam durch den  überragenden Lewandowski zum 2:4 (71.). Wie schon bei "Mikis" Führungstor hatte der neben dem polnischen Torjäger überragende Marco Reus die herrliche Vorarbeit geleistet.

Überragender Doppelpacker: Lewandowski (Foto: kicker)
Im Anschluß spielte Borussia einige gute Kontermöglichkeiten nicht mehr präzise genug aus und versäumte es, den klaren Vorsprung weiter auszubauen. Die Gastgeber waren letztendlich mit dem 2:4 gut bedient, während der BVB mit einem Bein im Viertelfinale der Champions League steht.

Welch eine Steigerung des BVB im Gegensatz zur Blamage vom Wochenende. Die Schwattgelben waren gegenüber dem blutleeren und emotionslosen Auftritt beim HSV nicht wiederzuerkennen. Von Beginn an stimmten Einstellung und Körpersprache. Dortmund suchte förmlich die Zweikämpfe und erstickte Zenit durch aggressives hohes Gegenpressing. Das daraus resultierende schnelle Umschaltspiel überforderte die russischen Gastgeber vollends. Zwar fehlte dem ein oder anderen schnellen Angriff die Präzision beim letzten Pass. Dennoch muß man den Borussen ein Riesenkompliment für eine geschlossene Mannschaftsleistung machen, in der niemand leistungsmäßig abfiel - aus der jedoch mit Reus (drei direkte Torbeteiligungen) und Lewandowski (mit Doppelpack) zwei Spieler herausragten.

Die im zweiten Abschnitt teilweise auftretenden Nachlässigkeiten im Defensivverbund, hervorgerufen durch zu viele unnötige Ballverluste und nicht klar genug ausgespielte Konter (Passquote des BVB nur bei 61 %), fielen an diesem Abend dank der extrem starken eigenen Offensive nicht sonderlich ins Gewicht. Gegen Top-Teams allerdings könnten diese "tödlich" sein und müssen zukünftig unbedingt auf ein Minimum reduziert werden.

Schmelzer hatte Hulk im Griff (Foto: kicker)
Dennoch war der Auftritt in St. Petersburg eines der besten Spiele des BVB in dieser Saison. Berücksichtigt man, daß fünf sehr wichtige Spieler dem BVB gar nicht zur Verfügung stehen/standen, kann man sich ausmalen, welch überragendes Potential in dieser Mannschaft steckt. Daß man dieses nicht in jedem Spiel abrufen kann, ist völlig klar. Doch der Auftritt in St. Petersburg hat deutlich gezeigt, daß Borussia nur sehr schwer zu schlagen ist, wenn die Mannschaft lediglich Grundtugenden wie aggressives Zweikampfverhalten und Leidenschaft auf den Rasen bringt.

Der Auftritt in der russischen Millionen-Metropole hat jedenfalls Mut gemacht für die bevorstehenden Aufgaben in allen Wettbwerben.


DIE STATISTIK

Zenit St. Petersburg: Lodygin – Anyukov, Neto, Lombaerts, Criscito – Fayzulin, Witsel – Hulk, Shatov, Arshavin – Rondon
Borussia Dortmund: Weidenfeller – Piszczek, Friedrich, Sokratis, Schmelzer – Sahin, Kehl – Reus, Mkhitaryan, Großkreutz – Lewandowski
Einwechselungen: 15. Tymoshchuk für Arshavin, 83. Smolnikov für Anyukov, 84. Kerzhakov für Fayzulin - 70. Aubameyang für Mkhitaryan, 87. Hofmann für Reus, 90.+1 Durm für Großkreutz
Tore: 0:1 Mkhitaryan (4., Reus), 0:2 Reus (5., Großkreutz), 1:2 Shatov (57., Rondon), 1:3 Lewandowski (61., Piszczek), 2:3 Hulk (69., Foulelfmeter, Piszczek an Fayzulin), 2:4 Lewandowski (71., Reus)
Schiedsrichter: Collum (SCO)
Gelbe Karten: Anyukov - Piszczek
Zuschauer: 15.000


HIER SPRICHT KLOPPO

Es war leicht auf die Niederlage gegen den HSV zu reagieren, denn meine Mannschaft besitzt Charakter. Wir haben uns in Hamburg nicht zu 100% auf das Spiel eingelassen und insgesamt zu wenig Fußball gespielt. Wir waren nicht zielstrebig, haben die Gegentore in den falschen Momenten kassiert und selbst keine Treffer erzielt. Darauf musste es eine Reaktion von uns geben. Die haben wir heute eindrucksvoll gezeigt. Mir war klar, dass es diese geben würde. Das Spiel meiner Mannschaft war nah am Optimum. In Sachen Pressing und Gegenpressing war das eine Lehrveranstaltung von uns. Wir haben gegen einen hochtalentierten Gegner gespielt, dem die ganze Zeit anzusehen war, dass er Fußball spielen wollte. Bis zum Ende des Spiels hat St. Petersburg kaum lange Bälle geschlagen, hat immer versucht spielerische Lösungen zu finden. Da haben wir toll dagegengehalten. Wir haben fantastisch in den Räumen agiert und so sensationelle Momente entstehen lassen. St. Petersburg war gefährlich, besonders wenn Hulk am Ball war. Deswegen mussten wir uns richtig reinwerfen. Wir haben auf beide Gegentore jeweils genau die richtige Reaktion gezeigt. Insgesamt gesehen ist das ein sehr schöner Abend für uns, aber wir stehen noch nicht im Viertelfinale. Wir haben im Rückspiel noch ein hartes Stück Arbeit vor uns.


MEINE BVB-NOTEN

Weidenfeller (3), Piszczek (2), Friedrich (2,5), Sokratis (2), Schmelzer (3), Sahin (2,5), Kehl (3), Großkreutz (2,5), Mkhitaryan (2,5), Reus (1), Lewandowski (1), Aubameyang (-), Hofmann (-), Durm (-).

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