Meine kleine Nachlese zum WM-Finale kommt zugegebenermaßen etwas spät. Aber am Tag nach dem Gewinn des vierten WM-Titels fühlte ich mich noch zu sehr berauscht von den Ereignissen des 13. Juli 2014. Ich war mir nicht sicher, ob ich meine Gedanken mit der nötigen Objektivität zusammenfassen und niederschreiben würde. Nun sind allerdings fast 72 Stunden seit dem Triumph unserer Mannschaft vergangen. Und siehe da: ich bin noch immer restlos begeistert - vom Auftritt unserer Mannschaft sowieso, aber auch von der gesamten WM.
In den zurückliegenden Tagen und Wochen des World-Cups wurde sowohl der Bundestrainer als auch die deutsche Mannschaft von dieser Stelle gelobt und kritisiert. Gelobt wurde nie überschwänglich, kritisiert niemals unter der Gürtellinie. Beides geschah immer respektvoll.
Und diesen Respekt hat niemand mehr verdient als diese deutsche Nationalmannschaft inklusive des Trainer- und Betreuerstabes. Und natürlich allen, die im Hintergrund nahezu unsichtbar, jedoch durchaus entscheidend zum Gesamterfolg beigetragen haben. Der verdiente Weltmeister besteht aus mehr als lediglich 23 Spielern und ihrem Bundestrainer.
WELTMEISTER! "Unser" Mats auf der Fanmeile Berlin |
Daß es nach zwischenzeitlichem Motorstottern nicht zum Getriebeschaden, sondern zu diesem wahnsinnigen deutschen Turnier-Happy-End kam, hatte den Ursprung in den Tagen nach dem Zittersieg der DFB-Elf im Achtelfinalspiel gegen Algerien. Bundestrainer Löw, bis dahin scheinbar stur an seinen teilweise umstrittenen System- und Personalentscheidungen festhaltend, erkannte die Notwendigkeit, Dinge zu verändern.
Lahm von der Sechs zurück auf rechts hinten, Klose als klassischer Mittelstürmer zurück in die Startformation. Das Abrücken Löws von seinen fest zementiert anmutenden Vorstellungen und Idealen verdient Hochachtung und großen Respekt - und wurde belohnt. Denn durch diese Korrekturen des Bundestrainers fand Deutschland im Viertelfinale gegen Frankreich (1:0) zu alter Sicherheit zurück.
Es folgte das spielerisch unfassbar spektakuläre 7:1 gegen Gastgeber Brasilien und schließlich der finale, auf einem hohen Niveau ausgetragene Abnutzungskampf im Endspiel von Maracana gegen gleichermaßen starke wie unbequeme Argentinier. Mario Götzes Tor in der 113. Minute war ein Treffer für die Ewigkeit.
Mit seinem "goldenen Schuß" versetzte "der Hochbegabte" ein ganzes Land in einen ekstatischen und kollektiven Freudentaumel. Zudem reiht sich der Ex-Dortmunder durch sein technisch perfekt erzieltes Siegtor nun in die Liste vergangener und unsterblicher WM-Helden wie Helmut Rahn, Gerd Müller und Andreas Brehme ein, die mit ihren entscheidenden Treffern Deutschland zu den WM-Titeln 1954, 1974 und 1990 schossen.
Atemlos durch die WM in Helenes Arme... |
Ein Wort noch zu Jogi Löw. Wie schon in mehreren vorangegangenen WM-Spielen bewies der Bundestrainer auch gegen Argentinien unglaubliches Gespür und ein "gutes Händchen" bei seinen Einwechslungen. Turnier-Joker Schürrle (3 Tore, 3 Assists) leistete die Vorarbeit für Final-Joker Götzes magischen Treffer. Mein Kompliment, Herr Löw!
Entscheidender Faktor für den WM-Sieg waren allerdings auch die Millionen Fußballfans in ganz Deutschland, die unsere Mannschaft mit Leidenschaft und Herzblut durch die Wochen des World-Cups begleitet und mit ihr gezittert und gejubelt haben.
Absoluter Höhepunkt der "Liebesbeziehung" zwischen Fans und Mannschaft war der grandiose Empfang unserer Weltmeister am Dienstag auf der Berliner Fanmeile, wo sich ca. eine halbe Million Anhänger einfanden. Daß sich die deutsche Mannschaft dort nicht einfach nur präsentierte und sich mit den üblichen "warmen" Worten artig bei ihren Anhängern bedankte, sondern mit einem eigens entworfenen Show-Programm Dankbarkeit und Respekt gegenüber den Fans ausdrückte, verlieh diesem triumphalen Abschluß der WM-Wochen eine ganz besondere Note.
Um es mit Andreas Bouranis Worten auszudrücken: "Ein Hoch auf uns!". Denn nie zuvor spiegelte ein Song die Gefühlslage einer ganzen Nation so wieder, wie sein WM-Hit "Auf uns". Ein "Hoch" auf Mannschaft und Fans - ein "Hoch" auf uns!
Abschließend nochmals ein großes "Dankeschön" an die deutsche Nationalmannschaft, die mit dem Gewinn des "vierten Sterns" nicht nur die Sehnsucht einer ganzen Nation stillte. Vielmehr hat sie in den Tagen von Brasilien bewiesen, was eine starke Gemeinschaft zu leisten imstande ist. Das DFB-Team hat sich als Musterbeispiel für Teamwork entpuppt. Der Star war die Mannschaft - nicht der Einzelne. DER Schlüssel zum Erfolg schlechthin.
In diesem Sinne allen eine schöne Sommerpause - man sieht sich spätestens, wenn die "Liga der Weltmeister" am 23. August in ihre neue Saison startet.
(Fotos: Mats Hummels)
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