Mittwoch, 9. Juli 2014

DFB-Elf: Die Wiedergeburt der Spielfreude

Welch ein historischer Tag für den deutschen Fußball. Im WM-Halbfinale in Belo Horizonte schrieb die DFB-Elf Fußballgeschichte. Mit sage und schreibe 7:1 zerlegte und demütigte Deutschland den fünfmaligen Weltmeister Brasilien und stürzte das Land des WM-Gastgebers in ein tiefes Tal der Tränen. Mit "Fußball vom anderen Stern" katapultierte sich Deutschland ins WM-Finale am Sonntag Abend in Rio de Janeiro. Und im legendären Maracana-Stadion soll die Jagd nach dem vierten Titelgewinn nun auch ihre erfolgreiche Vollendung finden.

In den vergangenen Tagen und Wochen habe ich sowohl den Bundestrainer als auch die deutsche Mannschaft oft kritisiert. Zwar war der Respekt vor dem Erreichen des Halbfinales bei mir absolut vorhanden. Aber Begeisterung oder gar Euphorie über die Spielweise der deutschen Elf wollte sich bis zum Anpfiff des Halbfinales gegen Brasilien bei mir partout nicht einstellen.

Mir waren die Auftritte der deutschen Mannschaft zu sehr geprägt von kühlem und zweckmäßigem Ergebnisfußball. Leidenschaft und Spielfreude der vergangenen Jahre blieben in den ersten fünf WM-Spielen der Löw-Elf nahezu komplett auf der Strecke.

Am Dienstag Abend trat dann aber endlich das ein, was ich für die laufende WM nicht mehr für möglich gehalten hatte. Die DFB-Elf hat mich zum ersten Mal bei diesem World-Cup regelrecht begeistert. Bei einem 7:1 über die stolze Selecao gehen einem die Superlativen aus. Darum erübrigt sich auch eine Analyse der neunzig Minuten. Das Ergebnis allein spricht diesmal für sich.

Dabei hat mich vor allem die Art und Weise, wie Deutschland den Gastgeber und WM-Favoriten in seine Einzelteile zerlegte, sehr beeindruckt. Statt sich, wie in den anderen Spielen zuvor, mit einem 1:0 oder 2:0 zufriedenzugeben, legte Deutschland endlich mal nach und machte innerhalb weniger Minuten "den Sack zu". 

Mehr noch - die zuletzt tief verschüttete Spielfreude, die dieser Mannschaft bei der WM 2010 zu weltweiter Anerkennung und großem Respekt verholfen hatte, trat endlich wieder zu Tage und fand ihren Ausbruch in sieben herrlichen Treffern.

Schockiert hat mich allerdings das Auftreten der Brasilianer. Ich habe selten eine Mannschaft erlebt, die nach einem 0:1 so in sich zusammengefallen ist, wie gestern der WM-Gastgeber. Nahezu hilf- und wehrlos taumelte die "Selecao" in eine Demontage. Aber nicht jeder Gegner hätte das so eiskalt und gleichzeitig berauschend ausgenutzt wie unsere Elf. Das war schlicht und einfach Fußball von einem anderen Stern. Chapeau!

Am meisten gefreut hat mich (neben dieser Gala des deutschen Kollektivs) der Treffer von Miro Klose. Mit seinem 16. Tor bei seiner vierten WM-Teilnahme hat Deutschlands Mittelstürmer den Brasilianer Ronaldo als Rekordtorschütze abgelöst und Fußball-Geschichte geschrieben. Keinem gönne ich das mehr als dem "ewigen" Miro. Herzlichen Glückwunsch an den "alten Mann" im DFB-Angriff!

Heute abend ermitteln die Niederlande und Argentinien den Finalgegner der deutschen Mannschaft. Mir wären Louis van Gaals Holländer zwar im Endspiel lieber, aber ich glaube, daß sich die Südamerikaner um Superstar Lionel Messi knapp mit 1:0 durchsetzen werden - und es zu einer Neuauflage des WM-Finals von 1990 kommt.

Wer immer jedoch am Sonntag Abend in Rio de Janeiro der Gegner unserer Jungs sein wird. Seit Dienstag Abend, dem Abend der Rückkehr deutscher Spielfreude, bin ich mir sicher, daß der neue Weltmeister Deutschland heißen wird.

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