Der Umbruch bei Borussia Dortmund fällt radikaler aus als ursprünglich geplant. Statt jedoch über die Abgänge der Leistungsträger Hummels, Mkhitaryan und Gündogan zu jammern, handelte der BVB. Über die Hälfte der eingenommenen Ablösesummen in Höhe von 105 Mio. Euro reinvestierten die Schwarzgelben relativ zügig in sechs sehr vielversprechende Neuzugänge. Damit sind die Umbauarbeiten am neuen BVB-Kader aber längst noch nicht abgeschlossen.
Wenn schon denn schon - das scheint das neue Motto der Dortmunder Verantwortlichen und vor allem das von Coach Thomas Tuchel zu sein. Wohlwissend, daß die bisher getätigten Einkäufe hoffnungsvoller Talente wie Dembele, Mor, Merino und Guerreiro sowie der beiden erfahreneren Rode und Bartra sehr wahrscheinlich nicht ausreichen dürften, die exorbitanten Abgänge von Hummels, Gündogan und Mkhitaryan auszugleichen. Darum wird mit ziemlicher Sicherheit in den kommenden Tagen auch die Verpflichtung der beiden Nationalspieler Andre Schürrle und Mario Götze über die Bühne gehen.
Beschritt der BVB beim oben genannten Neulings-Sextett einen "alternativlosen Weg" (O-Ton Aki Watzke), würde er sich mit Schürrle und Götze auf sehr dünnes Eis begeben. Während der eine (Schürrle) als Gesamtpaket viel zu kostspielig erscheint, gilt der andere (Götze) innerhalb des Dortmunder Umfelds als absolut polarisierende Reizfigur. Die Gründe hierfür sind bekannt und bedürfen hier keiner weiteren Erklärung.
Vielversprechendes Neulings-Sextett |
Hier sind jedoch in erster Linie bei Andre Schürrle Zweifel angebracht. Nach seiner exzellenten Mainzer Zeit (unter Trainer Thomas Tuchel) durchlebte der Offensivspieler eine gute bei Bayer Leverkusen, eine durchwachsene bei Chelsea London und eine eher schwache beim VfL Wolfsburg. Tendenz von Station zu Station fallend....
Gleiches trifft auch auf Mario Götze zu, der bei Bayern München nie an seine großartigen Dortmunder Leistungen anknüpfen konnte. Das in Götze schlummernde, seit 2013 jedoch scheibchenweise "runtergewirtschaftete", sportliche Potential ist jedoch zweifellos höher als bei Schürrle.
Die Hoffnung, daß beide Akteure im schwarzgelben BVB-Dress endlich wieder an ihre früheren Glanzzeiten anknüpfen könnten, scheint indes bei Borussias Verantwortlichen sehr groß und trägt den Namen Thomas Tuchel. Wem sonst außer dem Dortmunder Coach ist es zuzutrauen, das bei beiden Spielern zuletzt brach liegende Potential endlich wieder in voller Blüte zu Tage zu fördern?
Umstritten: Götze, Schürrle |
Und wer weiß, was bis zum 31. August noch so alles passiert? In diesem Sommer scheint beim achtmaligen Deutschen Meister nichts unmöglich zu sein.
So sollte es niemanden überraschen, wenn sich dem immer wieder aufflammenden Werben Atletico Madrids um Pierre-Emerick Aubameyang in den nächsten Wochen noch der ein oder andere zahlungskräftige Premiere-League-Klub anschließt.
In Shinji Kagawa oder Nuri Sahin könnte plötzlich ein Wechselwunsch in der Befürchtung entstehen, daß vor ihnen lediglich eine Saison als nur ab und an benötigte Teilzeitkräfte liegt.
Vielleicht kommt es zu einer Ausleihe der hochtalentierten Pulisic und Passlack, um ihnen bei einem anderen Bundesligisten die für ihre Weiterentwicklung so wichtige Spielpraxis zu verschaffen?
Klar - alles nur Spekulationen und Gedankenspiele meinerseits. Aber sind diese wirklich so abwegig?
Ich möchte hier nicht missverstanden werden. Bisher bin ich mit der Einkaufspolitik des BVB absolut einverstanden. Auch einer Rückkehr Mario Götzes würde ich absolut positiv gegenüberstehen - wohl wissend, dass ich da mit meiner Meinung sehr stark polarisiere. Eher skeptisch sehe ich dagegen die bevorstehende Verpflichtung Andre Schürrles. Die in den letzten Jahren gezeigten Leistungen des Tuchelschen Musterschülers stehen in keinem Verhältnis zu der vom VfL Wolfsburg aufgerufenen Ablöseforderung.
Große Borussen: Subotic, Kuba |
Aber warten wir die nächsten Wochen einfach ab. Bis zum Bundesliga-Start in sechs Wochen wird sich der Dortmunder Kader mit ziemlicher Sicherheit noch auf einigen Positionen ändern. Architekt Thomas Tuchel baut weiter mit großem Nachdruck zielgerichtet und unbeirrbar am neuen BVB - und verwischt, bis auf wenige Ausnahmen, die letzten Spuren seines großen Vorgängers Jürgen Klopp. In einem Sommer, in dem bei Borussia Dortmund nichts unmöglich erscheint.
In diesem Sinne...
Markus Flügel
(Fotos: ligainsider / getty images / picture alliance / Archiv)
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