Hinter unserem BVB liegt eine Saison, mit deren erfolgreichem Verlauf nur die wenigsten zu Beginn der Spielzeit gerechnet hatten. Mit dem vielerorts skeptisch empfangenen Trainer Thomas Tuchel als Nachfolger des schwarzgelben Denkmals Jürgen Klopp fand die Borussia (auch ohne Titelgewinn) zurück in die Erfolgsspur. Daß insgesamt noch mehr möglich war und auch Tuchel der ein oder andere Fehler unterlief, ändert nichts an einer insgesamt großartigen Saison unserer Jungs.
Mit seinem überraschend lockeren und bescheidenen Auftreten gegenüber
Fans und Medien trat Tuchel überraschend schnell aus dem zunächst
riesengroß erscheinenden Schatten seines erfolgreichen Vorgängers. Mit der für
ihn typischen Akribie und Zielstrebigkeit gelang es ihm, die so enttäuschend verlaufene Vorsaison vergessen zu machen und den BVB zumindest national wieder in Reichweite der scheinbar übermächtigen Bayern zu positionieren.
Innerhalb kürzester Zeit entwickelte Tuchel den ausschließlich auf aggressivem Pressing und schnellem Umschalten basierenden Kloppschen Spielstil hin zu seiner Spielphilosophie mit erheblich höherem Ballbesitzanteil.
Vor allem gegen die überwiegend defensiv kompakt und tiefstehend agierenden Gegner erwies sich diese Maßnahme fast ausnahmslos als Volltreffer. Die in der Bundesliga erspielten 78 Punkte sowie 82 erzielten Treffer sind dafür der beste Beleg. Mit dieser Ausbeute wird man normalerweise Deutscher Meister.
Mit seinen teilweise atemberaubenden (aber bisweilen auch übertriebenen) Personalrochaden sowie häufigen Taktikwechseln (auch während eines Spiels) machte Tuchel den BVB darüber hinaus für seine Gegner nahezu unberechenbar.
Außerdem gelang es ihm, einen Großteil der durch die enttäuschende Vorsaison arg verunsicherten Akteure wie Aubameyang, Schmelzer, Mkhitaryan, Ramos oder Kagawa wieder in ihre alte Form zu bringen. Junge Spieler wie Weigl und Ginter schafften unter ihm den Durchbruch. Die Nachwuchsleute Passlack und Pulisic führte Tuchel behutsam an den Profi-Kader heran.
Das Gesamt-Ergebnis kann sich (trotz Viertelfinal-Aus in der EL) sehen lassen. Der BVB erreichte das DFB-Pokalfinale und avancierte zum besten Vizemeister aller Zeiten, gleichbedeutend mit der direkten Qualifikation für die Champions League. Borussia blieb in den Bundesliga-Heimspielen erstmals seit Bundesliga-Gründung ohne Niederlage und schoß mit insgesamt 82 Treffern so viele wie nie zuvor in einer Spielzeit.
Dennoch unterliefen Tuchel auch Fehler, die es in Zukunft abzustellen gilt. Folgenschwere Wechselfehler (beispielhaft das Spiel in Liverpool) oder übertrieben drastische Rotationen (wie beim "verschenkten" Derby) kosteten ihn und seine Mannschaft noch größere Erfolge. In den Spielen gegen Bayern München sowohl daheim als auch im Pokalfinale fehlten ihm und der Mannschaft der Mut zum (letzten) Risiko.
In der bereits angelaufenen Sommerpause steht Borussia nun vor einem größeren Umbruch. Hummels und Gündogan sind bereits definitiv weg, Mkhitaryan wird scheinbar zur Hängepartie. Weitere Spieler werden mangels Perspektive folgen - wahrscheinlich Ramos, Leitner, Subotic und Park. Eventuell auch Ginter und/oder Sahin, die zu Recht nach größeren Spielanteilen streben.
Borussias Gesicht wird sich zur neuen Saison also in größerem Umfang verändern. Merino und Dembele stehen als Neuzugänge bereits fest. Weitere und stets neue Namen potentieller Transferkandidaten geistern täglich durchs Internet. Toprak, Dragovic, Guerreiro, Mor, Mangala, Schürrle - um nur einige zu nennen. Und auch im Fall Mario Götze scheint das letzte Wort noch nicht gesprochen.
Da der Transfermarkt jedoch erst nach der bevorstehenden EM in seine wirklich heiße Phase geht, ist sicher noch mit einigen Zu- und Abgängen zu rechnen. Jedenfalls läuft die Kaderplanung des BVB auf Hochtouren.
Bei der Zusammenstellung des neuen Aufgebots gilt mein Vertrauen natürlich voll und ganz dem Verantwortungsbewußtsein und der Weitsicht unseres Dreigestirns mit Aki Watzke, Michael Zorc und Thomas Tuchel. Borussia wird mit einem mehr als schlagkräftigen Kader in die neue Saison gehen. Sicher ist aber auch, daß dieser zum Trainingsauftakt am 4. Juli weder in die eine noch in die andere Richtung komplett sein dürfte.
Abschließend wünsche ich euch allen eine spannende Europameisterschaft. Genießt den Sommer!
In diesem Sinne...
Markus Flügel
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