Nicht nur Ottmar Hitzfeld hievte Borussia Dortmund erst kürzlich auf den Favoriten-Thron der
Europa-League. Auch eine Umfrage des Fachmagazins kicker ergab eine
über 50prozentige Favoriten-Rolle für die Tuchel-Elf. Den Anspruch,
dieser Favoritenrolle gerecht zu werden, stellt der BVB allerdings ohnehin (berechtigterweise) an sich
selbst und sollte sich somit auch keine zu schwere Last aufbürden.
Wenn heute um 19 Uhr der Anpfiff zum Zwischenrunden-Hinspiel der Europa-League gegen den FC Porto ertönt, wird es in diesem Wettbewerb endlich ernst für den BVB. Mit den Portugiesen kommt - trotz des Ausscheidens aus der Champions League - eine internationale Spitzenmannschaft ins Westfalenstadion. Will man nicht vorzeitig die Träume vom Gewinn dieses Wettbewerbs zu Grabe tragen, darf sich Borussia gegen das portugiesische Top-Team keine ähnlich durchschnittlichen Auftritte wie in der Gruppenphase mehr leisten.
Den Mief des Durchschnittlichen abzulegen, kann und wird dem BVB aber nur dann gelingen, wenn es Mannschaft und Trainer endlich schaffen, diesen Wettbewerb auch mental anzunehmen. Zwar bietet die EL dem BVB weder das Prestige noch die Einnahmen, die der Klub in den vergangenen Jahren in der Königsklasse generierte. Je weiter die Westfalen jedoch in dem verbliebenen und mit Spitzenklubs gespickten Teilnehmerfeld vorstoßen , desto größer nicht nur die Einnahmen, sondern auch die sportliche Reputation.
Das Potential auf den ganz großen Wurf hat Borussia zweifelsohne. Thomas Tuchels Kader sehen viele Experten unter den Top 6 in Europa. Der Tabellenzweite der Bundesliga, national neben den Bayern eine Klasse für sich, blieb den Beweis dieser Expertenmeinungen jedoch bisher in der EL schuldig.
Thomas Tuchel, der in der PK zum Spiel an seine Mannschaft appellierte, sich nun endlich auch mental auf diesen Wettbewerb einzulassen, ist selbst jedoch nicht ganz unschuldig daran, dass dies bisher nicht geschah. Zu rigoros rotierte der zweifellos begnadete Chefcoach in den Spielen der Gruppenphase und sendete damit selbst das fatale Signal an seine Mannen, Gegner und Wettbewerb nicht 100prozentig ernst nehmen zu müssen. Der BVB stolperte somit mehr recht als schlecht durch die Vorrunde und überließ dem als krassen Außenseiter gestarteten russischen Vertreter FK Krasnodar fahrlässig den Gruppensieg.
Gelingt es nun der Borussia und ihrem Coach, sich ab sofort hundertprozentig auf die EL einzulassen, steht einem Weiterkommen der Schwarzgelben in diesem Wettbewerb nichts entgegen. Stimmen ab sofort sowohl Aufstellung des Trainers als auch die Einstellung der Spieler, kann Borussia der ihr zugesprochenen Favoritenrolle durchaus gerecht werden. Eine Krönung der Saison mit dem EL-Gewinn am 18. Mai im Finale in Basel muss dann kein Traum bleiben.
Da dieser Pokal im Trophäenschrank der Westfalen noch fehlt, wäre der BVB im Falle eines Falles erst der fünfte europäische Klub, dem es gelänge, alle drei offiziellen UEFA-Wettbewerbe zu gewinnen. Dies schafften bisher nur Ajax Amsterdam, Juventus Turin, Chelsea London und Bayern München.
(Ein Kommentar von Markus Flügel)
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